Interview – Lily Liu, Solana

„Solana will das beste Ökosystem für Kapital aufbauen“

Zug, Schweiz. Diese Stadt, Heimat von rund 30.000 Menschen und umgeben von Bergen, war einst Ackerland, bevor im 19. Jahrhundert die Industrialisierung Einzug hielt. Heute ist es als erstklassiger Standort für Firmensitze bekannt. So hat Siemens Smart Infrastructure hier seinen Sitz, nur acht Minuten von den Büros der Johnson & Johnson AG entfernt, die selbst in der Nähe der Landis+Gyr-Straße liegen. Die Attraktivität der Stadt ist unbestreitbar und bietet den Mitarbeitern ein ideales, familienfreundliches Umfeld dank in wenigen Minuten erreichbaren Wandermöglichkeiten, einem leicht zugänglichen Skigebiet und mit dem See einen ruhigen Rückzugsort für die Mittagspause.

Es könnte jedoch überraschen, dass dieselbe Stadt zu einem Hub für Stiftungen geworden ist, die sich mit Kryptowährungen beschäftigen – einer Branche, die sich in den Augen vieler Kritiker immer noch zu sehr in den Vordergrund drängt. Und doch hat genau hier die Ethereum Foundation 2014 ihren Standort eröffnet, gefolgt von einigen Pendants wie Tezos, Parity (das Unternehmen hinter dem Polkadot-Netzwerk) und Taurus. Unter den prominenten Namen, die die Crypto Valley Association bilden, sticht die Solana Foundation hervor. Zu verdanken hat sie das dem Erfolg ihrer Blockchain und Token, die in den letzten Monaten zu den am häufigsten verwendeten gehörten. Ihre Präsidentin Lily Liu begrüßte uns selbstverständlich in Zug.

Im „Avanti Room“ unseres gemütlichen Hotels traf sie uns zwischen zwei eng terminierten Meetings. Während unser Kameramann Brice die Belichtung fertigstellte, nahmen wir uns einen Moment Zeit, um über ihr Privatleben in Zug zu sprechen. „Ruhig“ beschrieb sie den Ort – ein passendes Adjektiv für eine Stadt, die sicherlich zufrieden damit wäre.

Zum Zeitpunkt dieses Interviews wüteten Brände in Los Angeles – was der gebürtigen Kalifornierin „das Herz brach“. Am Vortag hatte sie auf X gepostet: „Es macht wütend und ist herzzerreißend zu sehen, wie halb L.A. durch Inkompetenz ausgelöscht wird – trotz des unvergleichlichen Reichtums und der unvergleichlichen Ressourcen des Staates.“ Ihre Frustration ließ jedoch schnell nach, als sie begann, über Solana zu sprechen, das Netzwerk, für das sie unermüdlich wirbt, überzeugt von dessen Potenzial, zum Fundament der Finanzbranche zu werden. Dieses Interview wurde zum Zwecke der Länge und Klarheit bearbeitet.

CoinShares: Können Sie uns erklären, warum Sie bei Solana eingestiegen sind?

Lily Liu: Ich begann mit Bitcoin in Form von Exchange und Mining, woraus Earn.com wurde, das ich 2018 an Coinbase verkaufte. Danach habe ich ein paar Jahre lang in der Beratung und im Investment gearbeitet, mich für verschiedene Dinge engagiert und 2021 damit angefangen, Solana DeFi zu nutzen. Wissen Sie, ab und zu schaut man sich einfach ein wenig um, was es so Neues gibt (...) Es gibt die breitere ambitionierte Bewegung, die Bitcoin im Vorfeld eingeführt hat, dass Kryptographie für Freiheit in einer digitalen Welt sorgt und es gibt die größere Idee. Hier geht es nicht nur um solides Geld, sondern auch um Wertaufbewahrung, oder? Natürlich ist es sehr wichtig und Bitcoin ist fantastisch darin, aber am Ende gibt es nur zwei Handlungsaufforderungen in Bezug auf Bitcoin: erstens kaufen, zweitens nichts tun. Aber was ist mit der nachfolgenden Vision, diese Internet-Kapitalmärkte zu bauen, zu konzipieren, zu vermehren? Man braucht ein paar Bestandteile: die Community und die Technologie. Man braucht native Smart Contracts und ein gewisses kulturelles Element, um die Entwickler-Community aufzubauen, denn Open Source ohne Community von Entwicklern und Buildern ist nicht viel wert, oder? Das ist der wahre Wert von Open Source. Als ich mich also umschaute, kam mir der Gedanke, dass Solana dies wahrscheinlich erfüllen könnte. Das war im Jahr 2021.

Könnten Sie uns verraten, warum Solana überhaupt erfunden wurde?

Anatoly Yakovenko kam 2017, 2018 auf diese Idee. Damals fand der ganze ICO¹-Boom statt. Es gab eine Art riesiger spekulativer Begeisterung, aber hinter jeder spekulativen Begeisterung steckt immer etwas Ursprüngliches, das in Zukunft sehr mächtig werden kann, oder? Ursprünglich startete es im Dezember 2017 mit CryptoKitties², diese eine Anwendung, die Ethereum im Wesentlichen brach. Es wurde so ziemlich jedem klar, dass die nötige Skalierung, um den sehr großen Ansprüchen dieser Plattform zu entsprechen, eine Menge Arbeit erfordern würde. So schlugen 2017, 2018 ein paar Leute verschiedene Architekturen vor, um in einer Art Bona-fide-dezentralem Netzwerk mehr Leistung bieten zu können und so die erwartete Nachfrage nach Blockplatz zu bewältigen. Wodurch sich Solana von Anfang an absetzte und was von einigen Leuten als radikal angesehen wurde, ist, dass nicht sofort eine Form von Sharding und Layer-2 eingesetzt, sondern versucht wurde, alles auf eine parallelisierte synchrone Ausführungsumgebung zu konzentrieren. Es gab endlose Gespräche über die technische Seite, wirklich endlos lange Diskussionen. Eine der schon früh vorherrschenden Perspektiven –, die immer noch ziemlich symbolhaft für das ist, was Solana besonders macht, – ist, dass diese Technologie Produkte unterstützen sollte, die den 10-fachen Nutzen für Menschen bringen. Wenn ich mir andere Ökosysteme anschaue, wird mir klar, dass es tatsächlich viele gibt, die immer noch daran hängen, Infrastruktur für Infrastruktur und Anwendungsprodukte zu bauen, während die eigentlichen Nutzer eher nebensächlich sind.

Solana hat noch immer einige Kritiker, die dem Netzwerk Zentralisierung unterstellen. Wie schaffen Sie es, die verschiedenen Kompromisse, die eingegangen wurden, auszugleichen?

Ich denke, dass diese Kritik heutzutage einfach sachlich nicht mehr stimmt. Ich habe gehört, dass das ab 2020, 2021 und natürlich innerhalb eines Jahres nach dem Start des Mainnets der Fall war. Ich denke, jede Art von Blockchain durchläuft 12 Monate nach dem Mainnet-Start frühere Phasen des Aufbaus eines Validator-Netzwerks. Mittlerweile haben wir so viele verschiedene Aufstiegs- und Reifegrade auf Netzwerkebene erreicht. Es gibt einfach viele Leute, die glauben wollen, dass Solana immer noch sehr zentralisiert ist, und buchstäblich ein Narrativ von 2020 wiederholen, aber wenn man sich die Fakten anschaut, stimmt das nicht.

Welche Kennzahlen machen es dezentral?

Wir haben, was die Dezentralisierung des Netzwerks angeht, über eine Reihe verschiedener Faktoren nachgedacht: Heute besteht das Netzwerk aus etwa 2000 Nodes, die auf der ganzen Welt verteilt sind, und wir betrachten nicht nur die Anzahl der Nodes, wir überwachen den Nakamoto-Koeffizienten, wie viele Validatoren 33 % des Anteils kontrollieren, was wir die Superminorität nennen könnten. Wir schauen uns die Vielfalt der ASN³ an und wollen sicherstellen, dass bei 100 Nodes nicht 50 von ihnen von Hetzner und die andere Hälfte in AWS betrieben werden. Auch geografische Vielfalt ist nötig. Man hat es nicht nur mit Nodes zu tun, die von Cloud-Anbietern betrieben werden, sondern auch mit Nodes, die unabhängig auf Bare Metal laufen. Das sind die Dinge, die wirklich wichtig sind. Deshalb denke ich, dass die Kritik an Solanas Zentralisierung auf Informationen von vor vier Jahren beruht und oft von Leuten vorgebracht wird, die innerhalb der letzten vier Jahre keine Zeit im Solana-Ökosystem verbracht haben.

Wie kann Solana technologisch mit anderen Blockchains konkurrieren?

Es gibt keine anderen Blockchains, die sowohl die Leistung als auch die Community und die Roadmap haben, um das Netzwerk im Laufe der Zeit erheblich zu verbessern. Bei der Verbesserung des Netzwerks geht es nicht nur um TPS (Transaktionen pro Sekunde), denn die Anzahl der Nodes ist eine sehr wertvolle Kennzahl, die zwar wichtig ist, aber nicht alles aussagt, oder? Wir betrachten Kennzahlen in der Branche bisher, indem wir uns auf zwei Dinge konzentrieren: Anzahl der Nodes und der gesperrte Gesamtwert (Total Value Locked, TVL). Sie sind Teil des Ganzen, aber darüber, wie eine stabile Branche wirklich aufgebaut wird, lässt sich noch einiges mehr sagen. Zuerst einmal: Wettbewerb ist super. Dadurch werden alle nur besser. Wir wollen die beste Infrastruktur, das beste Ökosystem für Kapital aufbauen. Wenn wir uns umsehen, sehen wir einige der Innovationen, die andere voranbringen konnten und wie wir Solana tatsächlich verbessern können, entweder die Kette selbst oder auch das Tooling, um die Erfahrung für Validatoren, Entwickler und alle, die Kapital einsetzen, zu verbessern. Das ist etwas, das uns sehr am Herzen liegt. Zum Jahresende waren wir die Nummer eins, was die reale wirtschaftliche Wertschöpfung, die Einnahmen aus Anwendungen sowie das am schnellsten wachsende Entwickler-Ökosystem angeht. Das sind alles sehr positive Kennzahlen. Wir haben das Glück, dass wir eine große Nachfrage nach unserem Blockplatz haben, deshalb haben wir enorm in Dinge wie Firedancer, unseren zweitgrößten Kunden, Anza (Softwareentwicklungsfirma) und die Einführung von Agave (einem Validator-Client) investiert.

Können Sie uns sagen, wie Firedancer das Netzwerk verbessern wird?

Für 2025 haben wir Großes vor: die Integration von Firedancer und Agave in das Mainnet. Eine große Herausforderung für unser Netzwerk. In einer reinen Firedancer-Umgebung konnten sie (die Entwickler) bis zu einer Million TPS mit etwa 100 ausführenden Nodes erreichen. Das ist ziemlich cool. Meines Wissens gibt es derzeit keine anderen Live-Blockchain-Kunden, die in der Lage sind, dieses Maß an Leistung zu liefern. Der Betrieb des Mainnet und die Integration von Agave und Firedancer bedeutet auch einen wesentlichen Anstieg des Arbeitsdrucks, also weiß ich nicht, ob 2025 diese Leistung schon widerspiegeln wird.

„Einige der besten Institutionen erkennen Solanas Potenzial“

Private Institutionen treten Solana bei: BlackRock, Securitize, Société Générale ... Was sagt das über Solana aus?

Wenn wir uns an die ursprüngliche Version einer Blockchain erinnern, die Bitcoin uns zur Verfügung gestellt hat, gibt es diese Idee einer globalen zugänglichen Finanzinfrastruktur, bei der man mit Zugriff auf das Internet auch Zugriff auf irgendeine Form von Finanzinfrastruktur hatte. Im Gegensatz dazu basieren unsere Finanzsysteme heute alle auf analoger Technologie, die schon lange vor dem Einzug des Internets verwendet wurde. Internet-Kapitalmärkte haben auf jeden Fall einen breiteren potenziellen Anwendungsbereich als es ihre heute vorherrschende Definition hergibt: Fiat-Geld, Geldmarktfonds, Wertpapiere ... Was seit mindestens 10 Jahren betont wird, ist die Möglichkeit, diese Vermögenswerte auf einer Blockchain zu emittieren. Wenn es sich dabei um eine Form einer öffentlichen Blockchain handelt, hat man potenziell Zugang zu der Liquidität von 5 Milliarden Menschen, 5 Milliarden Verbrauchern. Das ist sozusagen die Große Vision. Und deshalb finde ich es toll, dass einige der besten, klügsten und angesehensten Institutionen dieses Potenzial erkennen und dies als Ergänzung zu ihrem Betrieb ansehen.

Ich kann mich erinnern, Solana Pay während einer Konferenz in Frankreich in Aktion gesehen zu haben. Welche Rolle wird Solana Ihrer Meinung nach als Zahlungsökosystem spielen?

Werfen wir einen Blick in die Wirtschaft. Es gibt keine rein spekulative Wirtschaft. Letztlich wollen Menschen Geld verwenden. Sie wollen Dinge bezahlen. Sie wollen sparen und sie wollen investieren. Und eines der Dinge, die mit Digital Finance, mit Open Finance und mit programmierbarem Geld einhergehen, ist der Gedanke, dass man anfangen kann, diese Zwecke zu bündeln. Die Segmentierungen, die wir in der traditionelleren Welt übernommen haben: Ich erinnere mich, wie ich in den USA Venmo zum Bezahlen, Wells Fargo zum Sparen, und Charles Schwab Brokerage Account zum Anlegen nutzte. Das sind drei völlig unterschiedliche Erfahrungen, stark voneinander abgeschottet. Übrigens, Geld zwischen ihnen zu bewegen ist tatsächlich ziemlich kompliziert. Wohingegen Sie, wenn Sie eine selbstverwahrte Wallet mit Stablecoins haben, in einer einzigen flüssigen, sehr gleichmäßigen Bewegung bezahlen, sparen und investieren können, richtig? Das sind also einige der neuen Kundenerlebnisse, wenn es um den Einsatz von Geld geht, die ich für einzigartig halte. Menschen wünschen sich mehr integrierte Erlebnisse. Ich denke, die Kernschicht, die wir haben und dem Ganzen am nächsten kommt, sind wahrscheinlich die Super-Apps, die Sie in Asien von WeChat bis Grab haben. Das sind auch diejenigen, auf die die westliche Tech-Welt ganz schön neidisch ist. Solana Pay, das vor etwa drei Jahren gebaut wurde, war eines der ersten primitiven Programme, das Händlern erlaubte, Zahlungen auf Krypto-Basis zu akzeptieren. Das ist ein Teil unserer umfassenderen Perspektive darauf, warum Kryptos für Zahlungen wichtig sind. Ich bin super gespannt, was wir mit Stablecoins, Zahlungen und programmierbaren Zahlungen machen können. Wir nennen es PayFi: diese breitere vertikale Kategorie, die nicht nur eine Art von Händlerzahlungen ist, sondern eine integrierte Erfahrung von Bezahlen, Sparen und Investieren. Stablecoins sind schnell, günstig und konstant: 24/7-Abwicklung; Sie müssen nicht auf SWIFT warten, bis in den USA oder bei der Korrespondenzbank die Bürozeiten beginnen, wo Sie eine Überweisung in den Äther werfen und dann, je nachdem, wohin Sie es senden, noch ein paar Tage warten. Es geht wirklich darum, diese primitiven Programme mit Mehrwert zu schaffen, die wiederum diese integrierten Fintech-Erlebnisse schaffen, mit denen jeder überall Geld bezahlen, Geld sparen, Geld verdienen und sein Vermögen im Laufe der Zeit vergrößern kann.

Solana ist zu einem wichtigen Akteur im DePin-Ökosystem geworden. Wie erklären Sie sich diese Entwicklung?

Es läuft auf viele Elemente hinaus, die immer wieder dieselben sind: eine leistungsstarke Technologie mit einem robusten Ökosystem aus Buildern, die sich ganz der Herstellung nützlicher Produkte widmet. Das drückt sich auf viele verschiedene Arten aus. Wir kennen das Helium-Team schon eine ganze Weile. Es war ein Liebling des letzten Zyklus (2021–22) und baut schon lange erstaunliche Dinge. Die Teammitglieder kamen zu Solana, weil sie erkannten, dass sie ein besseres Produkt bauen würden, anstatt zu versuchen, die zugehörige Blockchain zu entwickeln. Wenn man seine eigene Blockchain baut, reicht es nicht, die Technologie zu entwickeln, man muss auch die Community, Builder und so weiter für sich gewinnen. Das ist eine Menge Arbeit, und die Zeit dieses Teams kann an anderer Stelle wirklich besser genutzt werden. Das ist der Kompromiss, den Helium eingegangen ist. Ihr Token ist auf Solana und sie bauen erstaunliche Produkte. Sie waren das erste DePin-Projekt, das über Solana kam – dafür werden wir Helium immer unterstützen. In Bezug auf andere bevorstehende Projekte: Es beginnt mit der Notwendigkeit, einen Token auf einer leistungsfähigen Blockchain zu haben. Als DePin-Projekt würde ich mir wünschen, dass Tausende von Nodes ein sicheres Netzwerk und ein integriertes Ökosystem mit Buildern und Benutzern haben. Wenn man das alles zusammenzählt, ist es im Moment wirklich nicht sehr umfangreich.

Meinen Sie, Solana sollte versuchen, sich von Memecoins und Plattformen wie Pump.fun zu distanzieren?

Sollte sich das Internet von, sagen wir, Onlyfans distanzieren? Und zuerst einmal: Wer ist das Internet? Bestimmte Menschen innerhalb des Internets hegen Abneigungen oder Zuneigungen, was auch immer, gegen dieses volle Spektrum der verschiedenen Meinungen – das bedeutet es momentan, eine offene Plattform zu sein. Es ist ein täglicher, ständiger Diskussionspunkt. Natürlich wird es das in jedem offenen System geben. Ich denke, Memecoins befinden sich auf diesem Spektrum verschiedener finanzieller Inhalte. Wir haben das gesamte Spektrum, mit Geldmarktfonds von einigen unserer angesehensten Institutionen am einen Ende und Memecoins, über die die Leute verschiedener Meinungen sind, am anderen Ende des Spektrums. Das erwarte ich in einem offenen System. Wir als Stiftung haben sicher keine Kontrolle darüber. Wir als das breitere Ökosystem haben eine Vielfalt unterschiedlicher Meinungen, so wird es einfach sein. Genauso haben wir eine ziemlich große Meinungsvielfalt zu Beiträgen auf Twitter, Facebook, zu bestimmten Anwendungen, die im Internet existieren – man kann sie mögen oder nicht.

In einem Podcast von Laura Shin sagten Sie, Base könne nicht mit Solana konkurrieren. Halten Sie an dieser Meinung fest?

Ja. Das war schon immer meine Position. Um eine differenziertere Sicht darauf zu ermöglichen: Der Grund dafür ist, dass das Herzstück der Bitcoin-Blockchain und Krypto von Anfang war, das Spektrum rund um individuelles und gemeinschaftliches Eigentum zu erforschen. Ich habe natürlich großen Respekt vor den Menschen, die irgendetwas in diesem Ökosystem aufbauen. Es ist wirklich schwer. Mal abgesehen von explodierenden Social-Media-Beiträgen – was ich vor allem sagen möchte, ist, dass eine Kette wie Base ein L2 ist. Zunächst einmal sind das zwei ganz unterschiedliche Dinge. Letztlich ist es in Unternehmensbesitz und daran ist nichts falsch. Die Sache ist, dass die zukünftige Entwicklung von Base als Netzwerk stark von seinen Stakeholdern beeinflusst wird und ich meine das nicht kritisch, ich weise nur auf das Offensichtliche hin, nämlich dass die L2 von Coinbase namens Base einen starken Unternehmensaspekt hat. Es gibt nichts Kontroverses an diesem Kommentar. Wir sprechen über ein Produkt, bei dem meiner Meinung nach hervorragende Arbeit geleistet wurde, das aber andere Interessengruppen hat.

Wie erklären Sie sich, dass Solana sich nach dem Sturz von FTX auf diese Weise erholt hat?

Ehrlich gesagt ist das sowohl eine gute Geschichte als auch eine wirklich langweilige Geschichte. Nach dem Zusammenbruch sank der Sol-Token auf 8, 9 US-Dollar und viele Leute erklärten Solana für tot. Aber innerhalb der Community, von oben und von unten, hat sich nie etwas daran geändert, dass niemand gegangen ist und alle sowohl während des Allzeithochs als auch während des Allzeittiefs mit dem Aufbau beschäftigt waren. Zugegeben, es gab mehr Stress, die Emotionen waren andere, aber niemand ging, und niemand hatte jemals die Absicht zu gehen. Aus dieser Perspektive fühlte es sich tatsächlich sehr konsequent an, und wir alle dachten einfach nur: „Okay, es ist Zeit für den Wiederaufbau“. In so einer Situation wird wirklich der Charakter des Einzelnen und der Community getestet. Es war damals sehr dramatisch, und das spricht wirklich für den Charakter so vieler Menschen in Solana. Tatsächlich waren viele Leute in diesem Moment begeistert: Es gab die Möglichkeit, neue Dinge zu bauen. In jedem kritischen Moment gibt es Menschen, die aufgeben, und andere, die hartnäckig bleiben.people will fold and some people will double down.

Könnten Sie die Rolle der Stiftung im Netzwerk näher erläutern?

Die Rolle einer Stiftung ist in der Kryptowelt so etwas wie ein Alleinstellungsmerkmal. Das gibt es woanders nicht. Die typischste Aufgabe einer Stiftung ist die Finanzierung der Entwicklung öffentlicher Güter: Unser wichtigstes öffentliches Gut sind Validator-Clients, denn ohne die gibt es keine Blockchain und keine Arbeit für Entwickler. Die wichtigste Investition, die wir machen können, ist die in die Netzwerkgesundheit und das Tooling, um Solana für Entwickler besser, effizienter, schneller und angenehmer zu machen. Es gibt aber auch eine Reihe von Dingen, die wir nicht tun wollen, uns beispielsweise Produkte aus Profitgründen zu bauen. Das ist nicht unsere Aufgabe. Wenn es also darum geht, in Projekte zu investieren, die auf Solana aufbauen, hätten wir es immer lieber, dass diese Investitionen aus privatem Kapital stammen. Die naheliegendste Konsequenz unserer Überlegungen haben nichts mit Unternehmen zu tun; es geht nicht darum, wie Menschen Google oder Uber oder Facebook aufbauen, sondern wie Singapur sich im Laufe der Zeit selbst baut oder wie die VAE sich im Laufe der Zeit zu einer sehr robusten Wirtschaft entwickelt haben.

In Bezug auf Solana wird oft die Inflation im Zusammenhang mit der Token-Ausgabe diskutiert. Ist es eine Herausforderung, den Token-Inhabern einen Mehrwert zu bieten?

Die Inflation nimmt programmatisch im Laufe der Zeit ab und ich denke, dass dies ein weiterer interessanter Diskussionspunkt ist. Wenn wir nämlich noch einmal auf die verschiedenen Teilökonomien innerhalb eines Blockchain-Ökosystems schauen, gibt es das Validator-Netzwerk, die Anwendungs-Builder und die Token-Inhaber. In einem gesunden Ökosystem sollten alle drei Elemente robust sein und sofort Geld verdienen. Vor diesem Hintergrund wird es, weil es sich um integrierte Ökonomien handelt, Zeiten geben, in denen man über Kompromisse nachdenken muss, so wie die Netzwerkarchitektur von Solana von Anfang an einige Kompromisse gemacht hat. Die Wirtschaftlichkeit mag also im Laufe der Zeit nicht optimiert werden, aber es gibt einen Teil des Investoren-Ökosystems, der Krypto als aufstrebende Anlageklasse betrachtet und viele Investoren sehen diese Inflation als Rendite, die für Kapitalgeber eigentlich sehr attraktiv ist. Es gibt ein enormes Interesse an liquiden Einsätzen, und mit dieser zusätzlichen wirtschaftlichen Möglichkeit auf Validator-Ebene, die mit Jito Bundles und MEV einhergeht, wird es aus Sicht der Kapitalmärkte sehr interessant.

Wie sehen Sie die Zukunft von Solana?

Es ging schon immer um die Entwicklung von Open Finance. Bitcoin selbst strebt danach, ein Wertaufbewahrungsmittel zu sein. Meiner Meinung nach entwickeln alle, die außerhalb von Bitcoin handeln, den Rest – Technologieplattformen und ein Tauschmittel, um Open Finance und Internetkapitalmärkte zu ermöglichen. Das war schon immer die Vision. Wenn ich darüber nachdenke, wie weit wir in den letzten fünf Jahren gekommen sind, finde ich, dass wir noch ziemlich am Anfang stehen, weil zuerst das Blockchain-Netzwerk aufgebaut werden muss, sonst gibt es für niemanden etwas zu tun. Meiner Meinung nach befinden wir uns jetzt in der nächsten Phase, um einen dritten Netzwerkeffekt zu erfassen, und zwar die Mobilisierung von Kapital.

1) ICO: Token-Verkauf zur Finanzierung eines KryptoKryptowährungsprojekts

2) Spiel basierend auf Collectibles

3) ASN: autonome Systemnummer; die Identifikationsnummer des Gerätenetzwerks.