
Bitcoin ist die Benchmark. Was kommt als Nächstes?
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- Bitcoin
Der Europäischen Organisation für Kernforschung (CERN) gelang es im Rahmen des ALICE-Experiments („A Large Ion Collider Experiment“) kürzlich, etwas zu erreichen, wovon Alchemisten jahrhundertelang geträumt haben: die Umwandlung von Blei in Gold. Währenddessen entdeckten in den USA drei Forscher, die dem Marathon Fusion – einem in San Francisco ansässigen Start-up aus dem Energiesektor – angehören, eine neue und skalierbare Methode, Quecksilber durch Kernfusion in stabiles Gold umzuwandeln. Es ist ein poetisch anmutender Meilenstein, eine Erinnerung daran, dass die Menschheit mit genügend Intelligenz, Kapital und Zeit die Naturgesetze beugen kann.
Doch in der Finanzwelt ist es ganz egal, wie viele Supercomputer man baut oder wie viele Billionen man in eine Problemlösung investiert. Es gibt eine monetäre Innovation, die sich nicht nachbilden lässt: Bitcoin zum Beispiel. Das ist keine Theorie. Es ist auch kein Versprechen. Es ist einfach nur Code – unveränderlich, überprüfbar und begrenzt. Im Napierschen Sinn ist es der erste Vermögenswert, den die Unfreiheit der Fiskalpolitik nicht erreicht.
Dieser Artikel ist also keine weitere Ode an Bitcoin, unsere digitale Energie. Sein Status ist gesichert. Bitcoin ist die Benchmark – der momentane Maßstab.
Die eigentliche Frage lautet: Was kommt als Nächstes?
Es ist Zeit, in Innovation zu investieren
Bitcoin ist heute wie Gold unter Bretton Woods – ein Anker. Doch Anker segeln keine Schiffe. Sie stabilisieren sie.
Die eigentliche Dynamik spielt sich jenseits der ETF-Schlagzeilen ab: in den Layer-1-Blockchains und Protokollen, die still und leise die monetäre Infrastruktur des Internets neu gestalten. Während institutionelle Flüsse in Bitcoin strömen, bauen die Innovatoren an anderer Stelle weiter.
Solana hat, unterstützt sowohl von institutionellen als auch Privatanlegern, Auftrieb erhalten. Getragen von starken DeFi-Anwendungen und institutioneller Nachfrage, wird Sui im Hintergrund ausgeführt, während Hyperliquid mit einer selbstfinanzierten, basisnahen Entwicklung die Karten neu mischt. Mit der jüngsten Verabschiedung des CLARITY Act und des GENIUS Act in den USA kehrt die Diskussion zurück zu den Grundlagen: Pipes, Protokolle und die tatsächlich vorhandene Infrastruktur.
Wir handeln nicht mehr nur mit Token. Wir investieren Kapital in die Betriebssysteme der Zukunftswirtschaft, beginnend mit dem Internet des Geldes.
Bitcoin ist die Basisschicht, es kann jedoch nicht die einzige Schicht sein
Bitcoin wird das Fundament jeder verantwortungsvollen Allokation in digitale Vermögenswerte bleiben. Genauso wie sich manche Eigenkapital-Anleger mit dem S&P 500 zufriedengeben, deckt Bitcoin eben das Basisszenario ab. Für diejenigen, die Alpha anstreben, reicht das jedoch nicht mehr.
Das bedeutet nicht, dass man stets dem neuesten Meme-Coin hinterherlaufen muss. Denn Hype vergeht schneller, als er kommt. Doch Ethereum oder Solana zu ignorieren, ist aktuell so, als hätte man 2002 in das Internet investiert und dabei Google übersehen.
Wenn Sie erst heute bei Bitcoin einsteigen wollen, haben Sie den Zug bereits verpasst. ETFs und der Aufstieg börsennotierter Optionen haben seine Volatilität gedämpft, und damit einhergehend auch einen Teil der exponentiellen Wahlmöglichkeiten. Das ist kein Mangel, sondern ein Merkmal der Marktreife.
Für wachstumsorientierte Anleger liegt die echte Chance allerdings in einer cleveren Kombination von Altcoins.
Von der Blase bis zum Aufbau: ein sauberer Neuanfang
Der Zyklus von 2018 bis 2022 hat giftige Rückstände hinterlassen: ein aufgeblähtes Angebot, beschädigte Governance, schlechte Unlock-Strukturen und regelrechte Betrugsfälle. Doch der größte Teil dieser Exzesse ist inzwischen bereinigt.
Derzeitige Projekte, die zwischen 2024 und 2025 entstanden sind, sind anders: stärkere Teams, gesäuberte Kapitaltabellen, bessere Governance. Das Paradox bleibt jedoch bestehen: Privatanleger erkennen kaum einen Unterschied. Darum gibt es Vermögensverwalter. Unsere Aufgabe ist es nicht, jeden Coin zu katalogisieren, sondern gute Anlagemöglichkeiten auszuwählen.
Kein Spiel der Extreme
„Bitcoin-Maxi“ oder „degen Gambler“ sind zwei Seiten derselben oberflächlichen Medaille. Genau dazwischen siedelt sich die Haltung erfahrener Anleger an.
Denken Sie in Schichten:
Bitcoin als Ihre Basisschicht: unveränderlich, programmatisch knapp, von Institutionen wie digitales Gold behandelt. Bitcoin bietet eine defensive Positionierung, ein geringes Gegenparteirisiko und langfristige Glaubwürdigkeit in einem immer noch volatilen Umfeld.
Layer-1/-2 und andere Protokolle als dynamische Schicht: Denken Sie an Solana, Ethereum, Sui, Sei, Ton und weitere. In diesen Netzwerken findet Innovation statt: Hier werden DeFi-Protokolle und tokenisierte Vermögenswerte generiert. Sie bergen höhere Risiken als Bitcoin, bieten aber das Potenzial überproportionaler Renditen und Zugang zum Wachstum der Krypto-Infrastruktur.
Eine rotierende Strategie: Wechseln Sie zwischen diesen Schichten, je nach Entwicklung des Makroumfelds und der Risikobereitschaft. In Zeiten eines unsicheren makroökonomischen Umfelds setzen Sie auf Bitcoins Stabilität. Wenn Innovation und Risikobereitschaft zunehmen, erhöhen Sie das Engagement in selektive Layer-1s. Mit der Zeit entsteht mit diesem Ansatz eine dynamische Allokation, die sich sowohl an den Marktzyklus als auch an den technologischen Fortschritt anpasst.
Wie Russell Napier seit Jahren argumentiert, bewegt sich die Finanzgeschichte in Form von langen Wellen. Momentan befinden wir uns in einer dieser Wellen. Wir erleben einen Übergang von der Dominanz der Zentralbanken zur Dominanz der Fiskalpolitik, von der Fiatgeld-Abstraktion zu digitalen Sicherheiten. Bitcoin ist der Anker in diesem Sturm; aber die Altcoins werden das Schiff segeln.
Krypto ist in seine Kapitalmarkt-Phase eingetreten
Die Zeiten haben sich geändert. Krypto verhält sich inzwischen wie eine echte Anlageklasse – mit Benchmarks, Rotationen und Branchendynamiken. Die Parallelen zu traditionellen Anlagen sind real:
Bei Eigenkapitalanlagen wie Aktien rotiert man zwischen Schwellen- und Industriemärkten, zwischen den USA, Asien und Europa, zwischen defensivem, wert- und wachstumsorientiertem Investieren.
Bei Krypto rotiert man rund um Bitcoin, während sich die Teilsektoren Tag für Tag herausbilden.
Wenn die Angst steigt, setzen Sie wieder mehr auf Bitcoin. Wenn das Vertrauen wächst, investieren Sie in Innovation.
Viele Layer-1s werden verschwinden. Einige sind es bereits. Die Herausforderung besteht nicht mehr nur darin, Bitcoin zu halten, sondern die Übersicht darüber zu behalten, was darüber hinaus existiert, – und mit Überzeugung zu investieren.
