
Leitfaden zum Near Protocol (NEAR)
13 Min. Lesezeit
- Altcoins
NEAR wurde von Illia Polosukhin und Alexander Skidanov gegründet und startete sein Mainnet am 22. April 2020 unter der NEAR Foundation, nach früher Forschung im Bereich KI (2017–2018) und Blockchain-Entwicklung (2018).
NEAR wurde entwickelt, um die Performance- und Nutzbarkeitsbeschränkungen früherer Blockchains zu beheben. Das Protokoll legt den Fokus auf Geschwindigkeit, Kosteneffizienz und Schlichtheit für Entwickler, die skalierbare, dezentrale Anwendungen bauen.
Technische Architektur und wesentliche Innovationen von NEAR
NEAR ist eine Blockchain, die mit Blick auf Geschwindigkeit, niedrige Kosten und einfache Nutzung entwickelt wurde.
Anstatt jede Transaktion durch einen einzigen Engpass zu leiten, teilt NEAR sein Netzwerk in kleinere Abschnitte auf – mehreren Spuren einer Autobahn ähnlich –, sodass viele Transaktionen gleichzeitig verarbeitet werden können. Dieses System heißt Sharding. Es sorgt für schnelle Abläufe und verhindert Staus, selbst wenn viele Nutzer aktiv sind.
Mit NEAR wird vieles vereinfacht, beispielsweise durch leicht lesbare Kontonamen (keine langen Zeichenfolgen aus Zahlen und Buchstaben) und minimale Kosten: Nur ein Bruchteil eines Cents wird pro Transaktion fällig. Dank seines Designs werden Transaktionen in etwa einer Sekunde bestätigt, also wesentlich schneller und günstiger als bei Bitcoin oder Ethereum.
NEAR gleicht seinen ökologischen Fußabdruck aus und ist damit klimaneutral. Und im Gegensatz zu einigen Wettbewerbern, die separate Neben-Netzwerke entwickeln (wie Avalanche oder Cosmos), baut NEAR Sharding direkt in sein Kernsystem ein. Das macht es sowohl für große Firmen als auch für die täglichen Nutzer einheitlicher und verlässlicher.
Wie NEAR die Entwicklererfahrung verbessert
NEAR verbessert die Interaktion, indem komplexe hexadezimale Wallet Adresses durch menschlich lesbare Kontonamen ersetzt werden, was Fehler reduziert und eine intuitivere Kontoverwaltung ermöglicht.
Für Entwickler werden Verträge zu WebAssembly (WASM) kompiliert, sodass sie in bekannten Sprachen wie Rust und AssemblyScript programmieren können. Dadurch sinken ihre Eintrittsbarrieren und die Bereitstellung wird beschleunigt.
Performance-Metriken des NEAR-Netzwerks
Zentrale Benchmarks zeigen, wie NEAR in großem Maßstab arbeitet:
Transaktionsgeschwindigkeit: Blöcke finalisieren in nur 1,2 Sekunden bei Blockzeiten von 600 ms, was Echtzeitanwendungen wie Gaming, Handel und Zahlungen ohne Abwicklungsverzögerung ermöglicht.
Skalierbarkeit: Im Netzwerk wurden am 1. Dezember 2023 Spitzenwerte von rund 14 Millionen täglichen Transaktionen erreicht, was seine Resilienz auch bei hoher Nutzeraktivität und unternehmenstauglichen Workloads ohne Überlastung beweist.
Zuverlässigkeit der Verfügbarkeit: Seit 2020 hält das Netzwerk eine hohe Verfügbarkeit, gestützt durch einen dezentralen Validator-Satz und einen robusten Konsens.
Niedrige Kosten: Transaktionen kosten weniger als einen Cent, wobei 70 % der Gebühren verbrannt werden. Das hält Kosten vorhersehbar und reduziert langfristig das Token-Angebot.
Diese Kennzahlen bestätigen, dass NEAR eine hohe Performance beim Durchsatz, zuverlässige Verfügbarkeit und vorhersehbare Kosten sowohl für Unternehmensinfrastrukturen als auch für Massenanwendungen liefern kann.
Token-Nutzung und ökonomisches Modell von NEAR
Der NEAR-Token ist das Rückgrat des Protokoll-Betriebs, stimmt Nutzer, Entwickler und Validatoren aufeinander ab und sichert die Nachhaltigkeit durch folgende Faktoren:
Netzwerkgebühren: werden in NEAR bezahlt, für Transaktionen, Staking und Ausführung von Verträgen.
Validator-Prämien: Anreize sichern die Kette und fördern langfristige Teilnahme.
Speicherkosten: Verträge zahlen für den Speicherplatz, den sie belegen; das hält das Netzwerk schlank.
Gebührenverbrennung: 70 % aller Transaktionsgebühren werden zerstört, was zum deflationären Druck beiträgt. Theoretisch kann also mit wachsender Netzwerknutzung das verringerte Token-Angebot die Knappheit erhöhen und so den langfristigen Werterhalt stützen.
Unternehmensanwendung: NEAR treibt Subnets und Rollups über das Blockchain Operating System (BOS) an.
All diese Funktionen machen aus NEAR mehr als nur ein Utility-Token – es ist ein integraler Bestandteil des ökonomischen Protokolldesigns, der Sicherheit, Effizienz und Unternehmensakzeptanz antreibt.
Token-Angebot und -Verteilung
Die Nachhaltigkeit der Token-Ökonomie bei NEAR wird durch seine Angebotsstruktur und sein Allokationsmodell untermauert:
Gesamtangebot: Eine Milliarde NEAR-Token, geprägt beim Mainnet-Start am 22. April 2020.
Verteilung: Allokationen an Community-Zuschüsse, frühe Unterstützer, die NEAR Foundation, essenzielle Mitwirkende und langfristiges Ökosystem-Wachstum.
Locking und Vesting: Team- und Sponsorenallokationen folgen mehrjährigen Zeitplänen, um Anreize anzugleichen.
Inflation vs. Verbrennung: Validator-Prämien (~5 % jährlich) werden durch Fee Burns ausgeglichen, was je nach Aktivität eine potenzielle Netto-Deflation ermöglichen kann.
Governance, Treasury und das NEAR Digital Collective (NDC)
Die NEAR Foundation spielt weiterhin eine Rolle für die Finanzierung und die Protokoll-Aufsicht, aber die Governance geht zunehmend auf das NEAR Digital Collective (NDC) über. Das NDC ist ein Community-geführtes Rahmenwerk für dezentrale Governance, das Finanzierung, Wahlen und Richtlinienentscheidungen über Strukturen wie House of Merit, Council of Advisors und Transparency Commission abdeckt, wobei alle Ergebnisse transparent on-chain festgehalten werden.
Durch den Übergang von einer stiftungsgeführten zu einer Community-orientierten Governance verringert NEAR das Zentralisierungsrisiko und bietet Unternehmen transparente, robuste und stabile Entscheidungsprozesse für geschäftskritische Bereitstellungen.
Wachsendes Ökosystem und Interoperabilität
Das Ökosystem von NEAR umfasst Interoperabilitäts-Tools, dezentrale Anwendungen und maßgeschneiderte Ausführungsumgebungen, darunter:
Cross-Chain-Konnektivität: Aurora (Ethereum-kompatible Layer-2), Octopus Network (Appchains) und Rainbow Bridge verbinden NEAR und Ethereum.
DeFi-Wachstum: Ref Finance und Burrow unterstützen Handel und Kreditvergabe mit Live-Preis-Feeds.
NFT-Annahme: Paras und Mintbase bieten kostengünstiges Prägen und Handeln.
Tool-Support: Integrationen mit The Graph, Chainlink und Ceramic, um von Indizierung, Oracles und Identität zu profitieren.
Eigene Subnets: Institutionen können Umgebungen mit unabhängigen Validatoren und Gas-Token bei gleichzeitiger Abwicklungssicherheit starten.
Diese Elemente verbinden Skalierbarkeit, Interoperabilität und Entwicklerinteresse und sorgen für Ökosystem-Wachstum in DeFi, NFTs und Unternehmensanwendungen.
Im August 2025 hält NEAR rund 154,7 Millionen US-Dollar Total Value Locked (TVL) in DeFi-Protokollen. Damit liegt NEAR mit der Größe seines Ökosystems hinter Ethereum und Solana, zeigt aber eine gleichmäßige Verbreitung in DeFi- und unternehmensbezogenen Anwendungen.
Vorteile und leistungsorientierte Stärken von NEAR Protocol
NEAR bietet eine Kombination aus Geschwindigkeit, Kosteneffizienz und Skalierbarkeit, die sowohl verbraucherorientierte als auch unternehmenstaugliche Anwendungen stärkt. Zu den zentralen Vorteilen gehören:
Schnelle Finalität: Die Abwicklungszeit von 1–2 Sekunden unterstützt Handelsplattformen und die Infrastruktur von Echtzeit-Gaming.
Vorhersehbare Kosten: Stabile Gas Fees erleichtern die finanzielle Planung und langfristige Budgetierung für Unternehmen.
Hoher Durchsatz: Im Jahr 2025 erreicht NEAR im Schnitt rund 63 TPS in Echtzeit, mit Spitzen von über 4.000 TPS und einer theoretischen Kapazität von bis zu 16.000 TPS.
Entwicklerfreundliches Design: Mehrsprachiger Vertragssupport erleichtert die Akzeptanz durch bestehende interne Teams, senkt die Kosten für Umschulungen und beschleunigt die Bereitstellung.
Deflationäres Token-Modell: Das Verbrennen von Gebühren stärkt die Token-Ökonomie, da mit zunehmender Aktivität die Knappheit gefördert und der langfristige Werterhalt unterstützt wird.
Effiziente Coding-Anreize: Speichergebühren motivieren zum Verfassen optimierter Verträge. Dadurch wird übermäßige Infrastrukturbelastung reduziert und die Netzwerkeffizienz verbessert.
Maßgeschneiderte Subnets: Modulare Bereitstellungen ermöglichen es Branchen wie Finanzwesen, Gaming und Lieferketten, maßgeschneiderte Blockchains zu erstellen, die speziell auf ihre Anforderungen zugeschnitten sind.
Risikofaktoren und Überlegungen zu NEAR Protocol
Obwohl NEAR starke Performance bietet, bleiben bestimmte Herausforderungen für Anleger, Entwickler und Unternehmen relevant:
Risiko der Liquiditätsfragmentierung: Subnets sind ein leistungsfähiges Werkzeug zur Anpassung, doch bei übermäßiger Nutzung könnten Liquidity und Entwickler-Synergien aufgespalten und damit die nahtlose Interaktion beeinträchtigt werden, die DeFi-Ökosysteme erfolgreich macht.
Reife des Ökosystems: Die Anwendungstiefe bleibt im Vergleich zur etablierten Basis von Ethereum gering.
Konzentration von Validatoren: Große Staking-Einheiten könnten das Risiko der Zentralisierung erhöhen.
Regulatorische Unsicherheit: Die DAO-Governance und die Token-Klassifizierung sind in verschiedenen Gerichtsbarkeiten noch nicht definiert, konkurrierende globale Regelwerke schaffen zusätzliche Compliance-Herausforderungen.
Strategische Analysen für Entscheidungsträger in Unternehmen
NEAR sollte eher als Ergänzung zu Ethereum denn als direkter Konkurrent verstanden werden. Die Aurora-EVM-Bridge ermöglicht es Entwicklern, Ethereum-kompatible Anwendungen bereitzustellen, während sie gleichzeitig von NEARs schnellerer und kostengünstigerer Ausführung profitieren.
In Bezug auf Bitcoin steht NEAR nicht in direktem Wettbewerb als monetärer Vermögenswert, sondern ergänzt die Rolle von BTC, indem es Smart-Contract-Infrastruktur und Cross-Chain-Interoperabilität bietet, die reale Anwendungsfälle erweitern. Insgesamt bietet NEAR Skalierbarkeit, Modularität und eine vorhersehbare ökonomische Struktur für die Adoption in Unternehmen bei gleichzeitiger Reduzierung von Onboarding- sowie Infrastruktur-Risiken.
Fazit
NEAR Protocol entwickelt sich zu einer leistungsstarken Layer-1-Plattform, die Geschwindigkeit, Skalierbarkeit und Benutzerfreundlichkeit in Einklang bringt, ohne Kompromisse bei der Dezentralisierung einzugehen.
Das NEAR-Token-Modell richtet Netzwerk-Akteure durch eine Kombination aus Staking-Anreizen, Speicherkosten und einem deflationären Fee-Burn-Mechanismus aufeinander aus und bekräftigt damit die Nachhaltigkeit bei wachsender Nutzung.
Über seine technischen Stärken hinaus investiert NEAR in das Wachstum des Ökosystems durch Cross-Chain-Interoperabilität, entwicklerfreundliche Tools und modulare Subnets, die sowohl Verbraucheranwendungen als auch Bereitstellungen auf Unternehmensebene ermöglichen.

