
Über Bitcoin hinaus: Die sich verändernde Landschaft des Krypto-Mining
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Am 15. September 2022 stieg Ethereum auf Proof-of-Stake (PoS) um, wodurch es nicht mehr von einem auf General-Purpose Graphics (GPU) basiertem Proof-of-Work(PoW)-Mining abhängig war. Dieses Modell hatte Ethereum verwendet, seit das Netzwerk am 30. Juli 2015 live ging.
Bitcoin mag weiterhin den Großteil von PoW beherrschen, aber als Ethereums GPU-Farms stillgelegt wurden, wurden sie über Nischen-Chains und hybride Rechnungszentren verteilt. Die unten aufgeführte Analyse stellt diese Entwicklungen dar und hebt die in 2025 führenden PoW-Netzwerke hervor, sowie die Mining-Ökonomie, neue Hotspots und warum die kostenorientierte Sicherheit für ein widerstandsfähiges PoW sorgt.
Die Folgen der Ethereum-Fusionierung
Proof of Work vs. Proof-of-Stake
Im Rahmen von PoW müssen Miner kryptografische Puzzles lösen, indem sie wiederholte Hash-Berechnungen durchführen. Dieser Prozess sichert die Integrität des Bitcoin-Netzwerks, indem er die Erstellung von Blocks rechnerisch kostspielig macht. PoS ersetzt diesen Rechenaufwand durch finanziellen Stake, indem Validatoren native Tokens als Sicherheiten sperren und per Zufallsprinzip ausgewählt werden, um Blocks zu produzieren. So wird der Energieverbrauch reduziert.
GPU Exodus
Ethereums PoW-Netzwerk erreichte Mitte Juni 2022 einen Spitzenwert der Hash-Rate von ungefähr 1,24 PH/s (Petahashes pro Sekunde). Als das GPU-Mining am 15. September durch die Fusionierung irrelevant wurde, gingen 1,2 PH/s dieser Kapazität offline.
In den darauffolgenden Wochen verlagerte sich die GPU-Hashpower hauptsächlich auf vier führende PoW-Chains:
Ethereum Classic: Stieg von 26 TH/s auf 236 TH/s an – ein Anstieg von 808 %.
Ravencoin: Stieg von 2,76 TH/s auf 16,88 TH/s an – ein Anstieg von 511 %.
Ergo: Stieg von 14,46 TH/s auf 99,59 TH/s an – ein Anstieg von 589 %.
Flux: Stieg von 1,34 MH/s auf 9 MH/s an – ein Anstieg von 571 %.
Freigeschaltete GPUs konnten nicht auf Bitcoin umsteigen, da Bitcoins PoW SHA-256 auf ASIC-Chips basiert, was GPU-Mining unrentabel macht. Stattdessen migrierten Miner zu vier GPU-freundlichen Algorithmen:
Ethash (Ethereum Classic): Speicherintensives Mining, das darauf ausgelegt ist, spezialisierte ASICs zu vermeiden und die Rentabilität der GPU-Anlagen aufrechtzuerhalten.
KAWPOW (Ravencoin): Ändert regelmäßig die Berechnungen, damit die GPUs wettbewerbsfähig bleiben und dem spezialisierten Mining-Equipment Widerstand leisten.
Autolykos v2 (Ergo): Für simplen GPU-Betrieb strukturiert, sodass Mining auch ohne spezialisierte Hardware zugänglich bleibt.
ZelHash (Flux): Speziell für GPU-Mining gemacht, optimiert Energieeffizienz und Rentabilität.
PoW-Chain-Überlebende
Kaspa (KAS)
Kaspa positioniert sich als Alternative zu Netzwerken wie Bitcoin und stellt sich selbst als „digitales Silber“ im Vergleich zu Bitcoins „digitalem Gold“ dar. Der Name „Kaspa“ leitet sich von dem aramäischen Wort für „Silber“ oder „Geld“ ab, was dies zusätzlich unterstreicht.
Technisch gesehen baut Kaspa auf dem GHOSTDAG-Protokoll auf. Diese Struktur unterstützt schnelle Transaktionen und produziert einen Block pro Sekunde und zielt sogar darauf ab, noch schneller zu werden – bis zu 10 oder sogar 100 Blocks pro Sekunde.
Monero (XMR)
Monero wurde 2014 eingeführt und konzentriert sich auf den Datenschutz der Nutzer sowie auf Fungibilität, sodass die Transaktionen durch Technologien wie Ringsignaturen und Schattenadressen anonym bleiben. Monero verwendet RandomX, einen PoW-Algorithmus, der von Monero-Mitwirkenden entwickelt wurde und seit der Version 0.15 integriert ist. Schlussendlich ermöglicht Monero schnelle, erschwingliche Transaktionen, die von Störungen und Zensur verschont bleiben.
Ravencoin (RVN)
Ravencoin wurde am 3. Januar 2018 als Open-Source-Bitcoin-Fork für Peer-to-Peer-Vermögenswertübertragungen eingeführt. Wichtige Kennzahlen umfassen ein Bitcoin-Angebot von 21 Mrd., Block-Intervalle von einer Minute und einen Ausstellungszeitplan, der bei 5.000 RNV pro Block startet. Der Mining-Algorithmus KAWPOW nutzt GPU-Speicher und Rechnungszyklen, um die ASIC-Zentralisierung aufzuhalten.
Ergo (ERG)
Ergo wurde im Juli 2019 eingeführt und verwendet den Autolykos-Algorithmus, der auf GPU-Mining ausgelegt ist. Zudem ermöglicht Ergo fortschrittliche Smart Contracts und Datenschutz-Tools, wodurch es sich eine Position als flexible Grundlage für dezentrale Anwendungen verschafft hat.
Flux (FLUX)
Flux ist eine minebare PoW-Krypto, die eine dezentrale, für Web3 entwickelte Cloud-Infrastruktur antreibt. Flux unterstützt eine große Auswahl an Anwendungsfällen, darunter die Bezahlung für Ressourcen, die Absicherung von FluxNodes und das Vereinfachen von Transaktionen auf FluxOS. Mit über 13.500 Nodes und einer umfangreichen Rechnungskapazität betreibt Flux eines der größten dezentralen Netzwerke weltweit.
Die moderne Mining-Wirtschaft
Die Rentabilität des Mining hängt von verschiedenen Faktoren wie dem Token-Preis, der Netzwerk-Komplexität und den Stromkosten ab. Während ASIC-basiertes Bitcoin-Mining dank seiner Energieeffizienz und Zugang zu vorteilhaften Stromtarifen auf industrieller Ebene bestehen bleiben kann, ist GPU-Mining anfälliger für Schwankungen des Tokenwerts und der Strompreise.
Nachdem Ethereum sich von PoW entfernte, fiel die Nachfrage nach GPUs rasant ab, was zu Außerbetriebnahmen und Konsolidierungen von Hardware führte. Heute sind die meisten Miner auf Pools angewiesen, um die Schwankungen der Einnahmen zu reduzieren, da das alleinige Mining auf kleineren PoW-Chains ein hohes Risiko mit sich bringt und die Erträge oft verspätet oder uneinheitlich sind.
Geografische Veränderungen und Regulierungen
Während Bitcoins Hash-Rate weiterhin steigt, wurde der Mining-Betrieb weltweit in strategische Regionen verlegt, die vorteilhafte Strombedingungen und klare Regulierungen bieten. Paraguay ist beispielsweise zum Mining-Hub Südamerikas geworden, da es extrem niedrige Wasserkrafttarife vom Itaipu Dam bietet. Das Land beherbergte Mitte 2025 bis zu 1,45 % der globalen Hash-Rate.
Kasachstan hat nach Chinas Sperre im Jahr 2021 ebenso einen Anstieg an Minern verzeichnet, insbesondere aufgrund des deregulierten Stromnetzwerks und großzügiger Lagerflächen. In Afrika nutzen Länder wie Äthiopien, Kenia und Nigeria lokale erneuerbare Energien wie Wasserkraft, Mini-Grids und Solarenergie, um Mining-Cluster und Community-Infrastruktur zu betreiben. Dies symbolisiert den weitreichenden Trend der Umschichtung von Hashpower in aufstrebende Märkte.
So gehen Altcoin-Miner mit Energiepolitik und globalen Regulierungen um
Neben Bitcoin passen sich auch GPU-basierte Altcoin-Miner an die Energiepolitik und Richtlinien an. In den USA und in Europa werden die Regulierungen immer strenger, weshalb viele Vorgänge in Regionen mit weniger Kontrolle oder einem Energieüberschuss verlagert werden.
GPU-basierte Miner passen sich regionalen Energielandschaften an, und einige gehen Partnerschaften mit Solarenergie-Anbietern oder kostengünstigen ländlichen Stromquellen ein, um rentabel zu bleiben. In Paraguay tun sich GPU-Farms mit Solarnetzwerkbetreibern zusammen, während Miner im Nahen Osten abgefackeltes Gas für eine effiziente Energienutzung verwenden. Diese Anpassungen spiegeln einen umfassenderen Trend wider: Richtlinien, Energiewirtschaft und dezentrale Infrastruktur sind immer mehr miteinander verflochten.
Rechnungsmodelle mit Doppelfunktion
Da die Mining-Gewinnspannen kleiner werden, funktionieren Betreiber die Infrastruktur für zwei Anwendungsfälle um. Wie zum Beispiel Hive Digital Technologies, die ihr GPU-Spektrum während eines Abschwungs am Krypto-Markt für maschinelles Lernen verwenden. Diese GPUs wechseln zurück zum PoW-Mining, wenn die Tokenpreise steigen, und bieten somit ein flexibles Modell, das die Blockchain-Validierung mit der Vertragserstellung durch KI verbindet. Dieser Ansatz steigert die Kapitaleffizienz und reduziert die Abhängigkeit von schwankenden Mining-Erträgen.
Unterdessen integriert TerraVerde Energy Bitcoin-Mining durch Echtzeit-Optimierungssoftware mit Solar-Infrastruktur. Durch eine dynamische Verlagerung von überschüssigem Strom zwischen dem Netzwerk, Batteriespeichern und Mining-Hardware garantiert dieses Modell Rentabilität und minimale Energieverschwendung.
PoWs langlebiges Sicherheitsmodell
Trotz fraglicher Umweltauswirkungen ist PoW der bewährteste Mechanismus für dezentralen Konsens. Deshalb ist PoW weiterhin der Goldstandard für nicht auf Vertrauen angewiesene Validierung:
Extern verifizierbare Arbeit: PoW verlangt echte, messbare Berechnungen, die Betrug und Manipulation fast unmöglich machen.
Zensur-resistentes Design: Um die Blockproduktion zu stören, muss ein Angreifer extrem viel Energie und Kapital aufwenden, wodurch die Zensur bei PoW unrentabel ist.
Teilnahme ohne Genehmigung: Jegliche Person mit Zugang zu Standard-Hardware kann minen, wodurch das Risiko der Zentralisierung und des Gatekeeping reduziert wird.
Bewährte Resilienz auf globaler Ebene: Bitcoins Hash-Rate, die mehr als 0,8 Mrd. TH/s beträgt, dient als Echtzeit-Beweis der unvergleichlichen Sicherheit von PoW und des Umfangs der globalen Miner-Teilnahme.
Fazit
PoW ist weiterhin der bewährteste und Zensur-resistente Konsensmechanismus im Bereich Krypto. Von Solar-betriebenen Anlagen bis hin zu KI-integrierten Clustern – alternative Miner sehen sich gezwungen, innerhalb des Mining-Raums neue Lösungen zu finden, um die Kosten zu reduzieren.
Aufgrund der Ethereum-Fusion mussten GPU-Miner umdenken, wodurch neue Dynamiken entstanden – von Nischen-PoW-Netzwerken bis hin zu hybriden Rechnungsmodellen. Während Bitcoins ASIC-Mining in Umfang und Sicherheit dominiert, haben sich kleinere Chains wie Kaspa, Monero und Ravencoin zu Hubs für Experimente und gemeinschaftlich orientierte Resilienz entwickelt. Alternatives Mining steht nicht in Konkurrenz mit Bitcoin, sondern passt sich an und konzentriert sich auf Flexibilität und lokalen Nutzen.

