
Leitfaden für Avalanche (AVAX)
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Die Anfänge von Avalanche
Avalanche ist eine Layer-1-Blockchain, die im Jahr 2020 von Ava Labs gelauncht wurde, einem Team, das aus der Forschung des Cornell-Professors Emin Gün Sirer hervorging.
Avalanche zielt darauf ab, die für Verbraucher übliche Geschwindigkeit und niedrige Gebühren zu bieten und gleichzeitig Anwendungen das Launchen eigener anwendungsspezifischer Blockchains („Subnetze“) zu ermöglichen – ein Design, das für Unternehmen, Gaming sowie Plattformen für tokenisierte Vermögenswerte attraktiv ist, die vorhersehbare Performance und benutzerdefinierte Regelsätze erfordern. Das Spruce-Subnetz-Pilotprojekt 2024 von Citi zur Tokenization von Fonds ist ein repräsentatives Beispiel dafür.
Die wichtigsten technischen Merkmale
Dieses Projekt hat eine neue Familie von Konsensprotokollen („Snow“, „Snowman“) eingeführt, die für einen hohen Durchsatz und schnelle Endgültigkeit gedacht sind.
Der Snow-/Snowman-Konsens ist Avalanches Verfahren, um alle Computer in seinem Netzwerk auf schnellstem Wege dazu zu bringen, sich über die Wahrhaftigkeit der Information zu einigen. Anstelle dessen, dass jeder Computer mit allen anderen kommuniziert (wie bei älteren Blockchains), werden wiederholt schnelle „zufällige Umfragen“ bei einer kleinen Gruppe weiterer Computer durchgeführt. Sollte stets dieselbe Antwort erfolgen, wird diese vom Netzwerk als endgültiges Ergebnis gespeichert. Das Ergebnis ist eine in Sekunden gemessene Zeitspanne bis zur Endgültigkeit, die sich von den rohen TPS- Kennzahlen unterscheidet.
Avalanche könnte als Layer-0 bzw. als Abwicklungsschicht von Netzwerken charakterisiert werden, da die Hauptschicht Subnetze validiert und Blockchains beherrscht, die sich die Validator-Satz-Ökonomie von Avalanche teilen und angepasst werden können (genehmigungspflichtig/genehmigungsfrei, benutzerdefinierte Gas-Token, Ethereum Virtual Machine oder andere virtuelle Maschinen). Dies ermöglicht Avalanche eine horizontale Skalierung über viele Subnetze hinweg mit nativer Kommunikation zwischen den Netzwerken, bei gleichzeitig kurzen Zeiten bezüglich der Endgültigkeit und EVM-Kompatibilität, sodass Entwickler mit der gewohnten Umgebung arbeiten können.
Avalanche setzt auf die Zeit bis zur Endgültigkeit („Time to Finality“, TTF) in Sekunden und einen flexiblen Durchsatz bei steigender Auslastung über Subnetze hinweg. In den Entwicklerdokumenten wird TPS ausdrücklich von der Endgültigkeit getrennt – um Vergleiche „zwischen Äpfeln und Birnen“ zu vermeiden. In Bezug auf diese Standardmetrik ist es ziemlich sinnlos, die Avalanche-C-Chain-TPS zu messen, da deren Hauptzweck darin besteht, Subnetze mit jeweils eigener Performance und Aktivität abzuwickeln.
Wofür ist AVAX da?
Gas und Gebühren: AVAX wird verwendet, um Transaktionsgebühren im primären Netzwerk zu zahlen, und kann zudem in bestimmten Subnetzen als Gas eingesetzt werden (andere Netze können ihre eigenen Gas-Token bestimmen).
Staking und Sicherheit: Validatoren setzen AVAX ein, um das Netzwerk zu sichern und Prämien zu verdienen; die Validator-Ökonomie wird unter den Governance-Vorschlägen im Zusammenhang mit Avalanche9000 und den entsprechenden ACPs weiterentwickelt.
Governance/Konfiguration: Protokollparameter und Upgrade-Pfade werden durch On-Chain-Governance-Vorschläge und Stiftungsprogramme beeinflusst. Die Regeln für Subnetze werden von den jeweiligen Entwicklern festgelegt.
Spezialanwendungen: In Subnetzen für Unternehmen / mit Berechtigungen (z. B. Spruce) kann AVAX je nach Subnetzkonfiguration eine Rolle beim Staking, bei Gebühren oder für die Sicherheit spielen.
Ökosystem und Anwendungsfälle
Avalanche unterstützt ein diverses und expandierendes Ökosystem, das sowohl Dezentralisierte Finanzen (DeFi) als auch nicht-fungible Token (NFTs), Blockchain-basiertes Gaming und kritische Infrastrukturprojekte umfasst. Die niedrigen Transaktionsgebühren und die nahezu in Echtzeit erfolgende Endgültigkeit des Netzwerks ermöglichen bezüglich DeFi schnelle und kosteneffiziente Lösungen für den Handel, die Kreditvergabe und die Vermögensverwaltung. Obwohl die Aktivität im Jahr 2025 zunächst zurückgegangen ist, haben NFT-Plattformen die Skalierbarkeit von Avalanche genutzt, um Kollektionen, Marktplätze und kreative Anwendungen zu launchen – ohne die bei überlasteten Netzwerken häufig auftretenden Engpässe.
Gaming hat sich ebenfalls zu einem besonders starken Wachstumssegment entwickelt: Viele Entwickler bauen auf die Subnetze von Avalanche, um von der speziellen Performance, vorhersehbaren Betriebskosten und der Möglichkeit zu profitieren, die Regeln und Umgebungen für ihre Anwendungen zu individualisieren. Diese flexible Architektur erlaubt es Projekten, reibungslose Benutzererfahrungen anzubieten, während ihre Aktivitäten von Überlastungen in anderen Netzbereichen isoliert werden. Die internationale Fußballliga FIFA wählte Avalanche beispielsweise für ihre spezielle Layer-1, die zur Betreibung ihrer digitalen Sammelplattform FIFA Collect dient.
Die Interoperabilität ist ebenfalls ein wesentlicher Grundpfeiler des Designs von Avalanche. Die Plattform erleichtert die Bewegung von Vermögenswerten, wie beispielsweise Stablecoins, über verschiedene Chains innerhalb ihres Ökosystems hinweg durch native Funktionen der Interoperabilität. Subnetze können zudem mithilfe eines Nachrichtenprotokolls direkt miteinander kommunizieren. Dies ermöglicht souveränen Netzwerken den Datenaustausch, die Initiierung von subnetzübergreifenden Transaktionen und die Koordination ohne Abhängigkeit von Drittanbieter-Brücken, wodurch sowohl die Geschwindigkeit als auch die Sicherheit verbessert werden.
Beachtlich ist zudem, dass laut Messari die Zahl der täglich aktiven Adressen bei Avalanche im 2. Quartal 2025 deutlich zugenommen hat (+210 %).
Schlussendlich wurde Avalanche von großen finanziellen Akteuren als Plattform zur Ausgabe realer Vermögenswerte ausgewählt, darunter insbesondere Franklin Templeton, das seinen BENJI-Geldmarkt darauf launchte, VanEck, das seinen Tokenized US-Treasury-Fond VBILL einführte, und die Plattform Centrifuge – die sich mit dem Protokoll Grove zusammengetan hat – um zwei Janus-Henderson-Produkte auf Avalanche herauszugeben.
Vor- und Nachteile
Vorteile
Sofortige Endgültigkeit, Skalierbarkeit durch Subnetze, niedrige Gebühren und starke EVM-Kompatibilität, die Entwickler und Nutzer gleichermaßen anziehen.
Das Ökosystem reift weiter – gefördert durch umfangreiche Zuschüsse und das aktive Wachstum von dApps in verschiedenen Bereichen.
Nachteile
Die Preisvolatilität von AVAX
Keine einheitliche Sicherheit der Subnetze
Wettbewerb mit Ökosystemen anderer Abwicklungs-Layer
Die wichtigsten Erkenntnisse
Avalanche schließt die Lücke zwischen Hochgeschwindigkeitsinfrastruktur, die individuell angepasst werden kann, und einer Mainstream-Benutzerfreundlichkeit. Es ergänzt Ethereum durch seine hohe Performance und Flexibilität bei gleichzeitiger EVM-Kompatibilität – dadurch stellt es eher ein wertvollen Verbündeten als einen direkten Konkurrenten dar. AVAX kann als strategischer Vermögenswert für ein Engagement in Blockchain-Innovationen der nächsten Generation genutzt werden. Die Annahme des Systems bei TradFi-Akteuren ist zudem vielversprechend. Dennoch bleibt es, im Vergleich zu etablierten Netzwerken wie Bitcoin, Ethereum oder sogar Solana, ein eher volatiler Vermögenswert.

