
Der Fall Kryptoindustrie (1/3) | Die Volatilität in einer Anlageklasse zur Preiserkennung nutzen
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Kryptowährungen sind wieder in alle Munde, nachdem sie sich von der jüngsten Baisse erholt haben – allein Bitcoin hat im Jahr 2023 rund 160 % an Wert gewonnen – und die US-Börsenaufsichtsbehörde (SEC) börsengehandelte Bitcoin-Spot-ETFs zugelassen hat.
Dennoch sind Kryptowährungen vielen immer noch fremd, was einige Anleger abschrecken könnte. In diesem Beitrag – dem ersten Teil dieser Blog-Reihe, die diese relativ neue Anlageklasse entmystifizieren soll – wird erklärt, warum die Volatilität eine wichtige Rolle in einem gesunden Markt spielt. Die Teile zwei und drei thematisieren Missverständnisse hinsichtlich der ökologischen und sozialen Auswirkung von Kryptowährungen.
Volatilität verstehen
Während volatile Vermögenswerte in der Regel als höheres Risiko angesehen werden, sind schwankende Preise ein Zeichen für einen gesunden Markt, da sie die Preiserkennung (die Art und Weise, wie Teilnehmer einen fairen Preis für einen Vermögenswert ermitteln) erleichtern.
Eine der Hauptursachen für Volatilität ist die Verbreitung neuer Informationen. Am Aktienmarkt könnte das z. B. die Veröffentlichung des Quartalsberichts eines Unternehmens oder die Einführung von Rechtsvorschriften für einen bestimmten Sektor sein. Die Schwankungen spiegeln die Versuche der Anleger wider, die Auswirkungen dieser Informationen auf den Börsenkurs zu ermitteln. Wenn ein Unternehmen beispielsweise seine Gewinnprognose übertrifft, kann seine Aktie steigen.
Volatilität korrigiert auch die Preise von Vermögenswerten, wenn diese ungerechtfertigt steigen. Der ehemalige Vorsitzende der Federal Reserve, Alan Greenspan, bezeichnete diesen Effekt als „irrationalen Überschwang“, ironischerweise kurz vor der Dotcom-Blase in den späten 1990er Jahren, als Geld in Aktien floss, die eine neue Technologie namens Internet nutzten. Die Blase platzte Anfang der 2000er Jahre, unter anderem weil die Anleger erkannten, dass die Erträge die Schätzungen nicht bestätigen konnten, und der technologielastige NASDAQ-Index fiel um 77 %. Ein Gutes hatte diese Entwicklung jedoch zur Folge: Unternehmen mit nicht tragfähigen Geschäftsmodellen gingen unter, während die überlebenden, wie z. B. Amazon, weiter florierten.
Marktdynamik und Einflussfaktoren
Im Vergleich zu traditionellen Arten von Vermögenswerten ist der Kryptomarkt noch recht klein. Bitcoin, die mit Abstand dominierende Kryptowährung, hat eine Marktkapitalisierung von 1.198 Milliarden USD (Stand 28. Februar 2024) und ist damit die 10. größte Anlageklasse. Ether, die nächstgrößte Kryptowährung, liegt bei 399 Milliarden USD (Stand 28. Februar 2024). Zum Vergleich: Der Gesamtwert der 500 US-Unternehmen, die im S&P 500 gelistet sind, beträgt 42.795 Billionen USD (Stand 6. März 2024).
Die geringe Liquidität des Kryptomarktes macht ihn anfälliger für Volatilität als andere Arten von Vermögenswerten. Zu den Faktoren, die Preisschwankungen verursachen, gehören:
Makroökonomie und Geopolitik: Anleger betrachten Bitcoin zunehmend als Wertanlage, sodass Richtlinien der Zentralbanken wie sich ändernde Zinssätze und politische Instabilität die Nachfrage beeinflussen können.
Gesetzliche Neuerungen: Kryptobestimmungen entwickeln sich ständig weiter, und Anleger scheuen in der Regel Ungewissheit. Umgekehrt wird eine klare Rechtslage im Allgemeinen begrüßt.
Zugrundeliegende Technologie: Blockchain ist eine noch relativ wenig ausgereifte Technologie, sodass Weiterentwicklungen die Nachfrage nach Kryptowährungen ankurbeln, während Sicherheitslücken sie verringern.
Marktstimmung: Emotionen wie Angst und Gier beeinflussen Investitionsentscheidungen, insbesondere wenn sie durch soziale Medien und Presseberichte verstärkt werden. Alternative.me hat Anfang 2018 eine Kryptoversion des Fear and Greed Index von CNN eingeführt.
Die Nachfrage nach Kryptowährungen als Anlageklasse ist jedoch im Laufe der Jahre stetig gestiegen. Laut einer Studie von CoinShares liegen in Anlageprodukten für digitale Vermögenswerte derzeit 82 Milliarden USD (Stand: 4. März 2024). Die Zuflüsse erreichten in der Woche ab 12. Februar 2024 einen Rekord von 2.45 Milliarden USD, was durch die Zulassung von Bitcoin-Spot-ETFs begünstigt wurde.
Vergleichswerte und Volatilität
Ein Vergleich von Kryptowährungen mit anderen Arten von Vermögenswerten zeigt, dass Volatilität in reifen Märkten natürlich auftritt.
Gold – die weltweit größte Anlageklasse mit einer Marktkapitalisierung von 13.71 Billionen USD (Stand 28. Februar 2024) – wird stark mit Bitcoin in Verbindung gebracht, da beide als Wertanlage dienen. Das gelbe Metall erlebte 2019 eine Kurskorrektur (ein Rückgang von 10 % bis 20 %) und eine Baisse (ein Rückgang von mehr als 20 %) in den Jahren 2011 und 2020, bevor es sich erholte und Ende 2023 ein Allzeithoch erreichte.
Tech-Aktien können ebenfalls als Stellvertreter für Kryptowährungen, insbesondere Bitcoin, angesehen werden. Sie gehören zu den größten Aktien an den globalen Märkten und machen sechs der zehn größten Anlageklassen nach Marktkapitalisierung aus. Die 9.-bewertete Meta (Muttergesellschaft von Facebook), die 2012 an die Börse ging, erlebte im September 2021 eine erhebliche Volatilität und fiel von einem Höchststand von fast 378 USD auf 90 USD im November 2022, ein Rückgang von knapp über 75 %. Bis Anfang 2024 hatte sie jedoch einen Großteil dieser Verluste wieder aufgeholt.
Durchschnittskosteneffekt (Dollar Cost Averaging): Volatilität von Kryptowährungen bestmöglich nutzen
Solange die Kryptomärkte volatil bleiben, können Anleger mit einer Handelsstrategie namens Dollar Cost Averaging (DCA) davon profitieren.
Bei DCA wird in regelmäßigen Abständen (in der Regel monatlich) in einen Vermögenswert investiert, entweder in Form eines festen Geldbetrags oder in Form von Einheiten eines Produktes wie eines börsengehandelten Kryptoproduktes. In der Theorie kaufen Anleger mehr von einem Vermögenswert, wenn der Preis niedrig ist, und weniger, wenn der Preis hoch ist, was die durchschnittlichen Kosten der gesamten Beteiligung senken soll.
Indem DCA die Anleger ermutigt, unabhängig von Marktbedingungen weiter zu investieren, verringert der Effekt die Auswirkungen der Volatilität auf Rendite. Außerdem eliminiert er ablenkende Faktoren wie z. B. Medienrummel beim Entscheidungsfindungsprozess und fördert das langfristige Halten von Aktien, weil Anleger nicht auf das Timing des Marktes achten müssen.
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Fazit
Volatilität ist ein Merkmal eines gesunden Marktes, da sie die Preiserkennung unterstützt. Einer der Hauptgründe für Schwankungen ist, dass Anleger versuchen herauszufinden, wie sich neue Informationen auf Börsenkurse auswirken sollten. Wenn sich ein Vermögenswert als Reaktion auf negative Informationen nicht verändert, könnte er weiter steigen, egal ob die Rahmenbedingungen dies rechtfertigen oder nicht, was zu einer Blase führen könnte.
Die Marktkapitalisierung von Kryptowährungen ist im Vergleich zu anderen Arten von Vermögenswerten relativ klein, was sie anfällig für Volatilität macht. Aber sie ist in kurzer Zeit rasant gewachsen und hat durch die Zulassung von Bitcoin-Spot-ETFs durch die SEC einen deutlichen Auftrieb erfahren.
Kryptowährungen folgen in Bezug auf Marktkapitalisierung und Volatilität der gleichen Entwicklung wie Gold- und Tech-Aktien. Sowohl Gold als auch Meta haben in den letzten fünf Jahren starke Kursschwankungen erlebt.
Anleger können die Auswirkungen von Volatilität auf Renditen verringern, indem sie eine Handelsstrategie namens Dollar Cost Averaging anwenden, bei der unabhängig von Marktbedingungen regelmäßig in einen Vermögenswert investiert wird.