
Halving: Hype oder Realität? Wir widerlegen bekannt Mythen über das Bitcoin-Halving
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Einer der größten Katalysatoren der kürzlichen Markterholung von Bitcoin ist das kommende Halving, wie die Community die periodische Senkung der Blockprämien bezeichnet, die Minern gezahlt werden. Halvings gibt es in traditionellen Finanzmärkten nicht – Investoren, die neu in der Krypto-Welt sind, sollten daher erst einmal verstehen, wie der Mechanismus funktioniert. In diesem Blogpost werden wir einige Mythen über diese Ereignisse widerlegen: Nicht nur, wie der Bitcoin-Preis darauf reagiert, sondern auch bezüglich der Auswirkungen auf andere Aspekte des Ökosystems.
Mythos 1: Bitcoin-Halving führt immer zur Preissteigerung
Der Hauptgrund, warum Investoren den Halvings so sehr entgegenfiebern, ist die potenzielle Auswirkung auf den Preis. In der Vergangenheit wurde Bitcoin durch Events gestärkt, jedoch zu unterschiedlichen Ausmaßen – je nach dem analysierten Zeitrahmen. Beispielsweise erreichte er innerhalb eines Jahres nach dem letzten Halving im Jahr 2020 ein Rekordhoch von 61.000 $. Daher sehen viele Investoren diese Ereignisse als wichtigen Indikator an.
Aber, wie allgemein bekannt, ist Korrelation nicht gleich Kausalität. Das Halving ist zwar einer der Faktoren, der zur aktuellen Markterholung von Bitcoin beiträgt, aber andere Kräfte spielen dabei ebenfalls eine Rolle – hauptsächlich die Mitte 2023 von namhaften Finanzinstitutionen eingereichten Anträge auf die Einführung von Spot-ETFs, gefolgt von deren Genehmigung durch die U.S. Securities and Exchange Commission zu Beginn des Jahres 2024. Auch auf makroökonomischer Ebene werden risikoreiche Anlagen wie Krypto bevorzugt, da Zentralbanken weltweit innehalten und in Betracht ziehen, die zur Reduzierung der Inflation eingeführten Geldpolitiken wieder abzuschaffen.
Mythos 2: Bitcoin-Mining wird nach dem Halving unprofitabel
Miner spielen bei Bitcoins „Proof of Work“-Konsensmechanismus eine wichtige Rolle. Sie konkurrieren um das Recht, den letzten Satz an Transaktionen zu verarbeiten, indem sie komplexe mathematische Rätsel lösen, was eine bedeutende Menge an Rechenleistung in Anspruch nimmt. Im Gegenzug erhalten Miner Blockprämien in Form von Bitcoin. Wenn diese Prämien um 50 % fallen, macht es Sinn, die Auswirkungen auf das Mining-Geschäftsmodell infrage zu stellen, wenn man die für den Betrieb erforderlichen Kosten beachtet.
Wie bei jedem Unternehmen hängt die Rentabilität eines Miners von Einkommen und Kosten ab. Sie haben außerdem eine weitere Einnahmequelle: die Verarbeitung von Bitcoin-Transaktionen. Wie unten gezeigt, betrugen diese Gebühren im Jahr 2023 durchschnittlich meist 1–2 $, und wenn die Nachfrage steigt, erreichen sie ihren Höhepunkt – zum Beispiel, wenn Ordinals (Non-Fungible Tokens) am Ende des Jahres auf dem Bitcoin-Protokoll ausgestellt werden.
Auf der anderen Seite haben die Energiekosten eine bedeutende Auswirkung auf den Gewinn eines Miners. Günstigerer Strom in den USA – wo ein Großteil der Aktivitäten stattfinden soll – sollte helfen, die niedrigeren Blockprämien auszugleichen. Währenddessen werden Mining Rigs effizienter, wie in der Grafik unten zu sehen ist.
Laut dem 2024er Mining-Bericht von CoinShares ist Riot der am besten für das kommende Halving positionierte Miner, während Bitfarms, Iris, CleanSpark, TeraWulf und Cormint mit Bitcoin zum Preis von weniger als 40.000 $ rentabel bleiben können. Andere müssen ihre Vertriebs-, Verwaltungs- und allgemeinen Kosten senken, um Verluste zu vermeiden.
Mythos 3: Durch das Halving sinkt die Sicherheit von Bitcoin
Die Blockprämien zu reduzieren kann theoretisch auch das Bitcoin-Protokoll schwächen, da Miner helfen, das Netzwerk zu sichern. Eine ihrer wichtigsten Verantwortlichkeiten ist das Vorbeugen von 51-%-Angriffen, die es einem böswilligen Akteur ermöglichen würden, Transaktionen rückgängig zu machen (das „Double Spending“-Problem), nachdem er Kontrolle über mehr als die Hälfte der Rechenleistung des Netzwerks erlangt hat (auch „Hashrate“ genannt).
Halvings in der Vergangenheit haben Miner jedoch nicht davon abgebracht. Stattdessen haben sie verschiedene Strategien verfolgt, um sich auf diese Ereignisse vorzubereiten, wie zum Beispiel die Aktualisierung ihrer Rechner oder den Umstieg auf kostengünstigere (und umweltfreundlichere) Energiequellen wie Wind- und Solarkraft. Einige untersuchen die Möglichkeiten, ihre Einkommensströme zu diversifizieren, indem sie Datenzentren betreiben und auf die wachsende Nachfrage nach KI-Apps reagieren.
Ist eine höhere Hashrate ein Zeichen für ein sicheres Netzwerk? Die Grafik unten bestätigt es. Trotz der Halvings in den Jahren 2012, 2016 und 2020 ist die Hashrate kontinuierlich gewachsen. Nach einem Abfall Mitte 2021, der mit dem Verbot von Mining in China einherging, stieg sie exponentiell vor dem nächsten Event im Mai.
Mythos 4: Durch Bitcoin-Halving wird das Mining zentralisiert
Ein letzter Mythos über Miner, den wir uns anschauen sollten, ist, dass Halvings ihre Aktivitäten konzentrieren und somit die Anfälligkeit des Bitcoin-Netzwerks sowie das Risiko, dass Transaktionen zensiert werden, steigen. Letztendlich bedeuten die entsprechenden Kosten, dass Skaleneffekte und der Zugang zu Energiequellen größeren Minern oder Mining Pools (Gruppen von Minern) einen bedeutenden Wettbewerbsvorteil gegenüber kleineren Konkurrenten bieten können.
Halvings tragen zwar zu diesem Effekt bei, sind jedoch nicht der einzige Faktor. Cluster für Mining-Aktivitäten haben sich in verschiedenen Regionen weltweit gebildet, in denen die Energiekosten relativ niedrig sind – insbesondere in einigen Staaten der USA, in China (wo viele Miner wegen des Verbots im Untergrund tätig sind) und in Kasachstan.
Im Krypto-Ökosystem werden bereits Schritte eingeleitet, um diese Zentralisierung der Mining-Aktivitäten anzugehen. Jack Dorsey, Gründer von Twitter (jetzt X), war einer von vielen Investoren, die seit Kurzem einen Pool namens OCEAN unterstützen. OCEAN zielt darauf ab, das Mining zu dezentralisieren, indem es für mehr Transparenz sorgt und es Minern ermöglicht, vom Bitcoin-Protokoll Blockprämien zu erhalten, anstatt dass eine zentrale Einrichtung einen Pool kontrolliert.
„OCEANs nicht verwahrte Ausschüttungen gehen direkt von den Blockprämien an Miner, ohne das Risiko, dass ein Pool die Zahlung zurückhält oder die Miner auf unangemessene Weise beeinflusst“, erklärt Mitgründer und Präsident Mark Artymko.
Mythos 5: Ein Halving-Event geschieht nur einmal
Das kommende Halving ist kein isoliertes Ereignis. Blockprämien sind die einzige Möglichkeit, neue Bitcoins in den Umlauf zu bringen, und der Gründer mit dem Pseudonym Satoshi Nakamoto führte diesen Mechanismus ein, um das Angebot zu kontrollieren. Jedes Halving findet dann statt, wenn 210.000 Transaktionsblocks verarbeitet wurden, was ungefähr alle vier Jahre der Fall ist.
Satoshi begrenzte das maximale Angebot auf 21 Millionen Bitcoin, um ihre Knappheit beizubehalten und die Art von inflationären Geldpolitiken zu vermeiden, mit denen die Zentralbanken auf die Finanzkrise im Jahr 2008 reagierten. 93,65 % der Coins sind bereits im Umlauf (Stand: 28. März 2024), aber das letzte geplante Halving soll im Jahr 2140 stattfinden (zu diesem Zeitpunkt werden die Transaktionsgebühren zum Hauptanreiz für Miner). Investoren werden in den kommenden Jahren also noch mit vielen weiteren solcher Events rechnen müssen.
Fazit
Das Halving kommt näher und unter den Investoren kursieren viele Mythen bezüglich der potenziellen Auswirkungen auf den Bitcoin-Preis, die Sicherheit des Netzwerks und die Mining-Aktivitäten. Obwohl jeder dieser Mythen wahrscheinlich einen Funken Wahrheit enthält, ist es wichtig, Fakten von Fiktion zu trennen, damit Investoren durchdachte Entscheidungen treffen können – vor und nach dem nächsten Event sowie in der Zukunft.