11 min readDank ihres interessanten Volatilitäts- und Dekorrelationspotenzials sind Kryptos eine großartige Wahl für die Portfoliodiversifizierung. Anleger, die in digitale Vermögenswerte investieren möchten, setzen zunehmend auf Krypto-ETPs, da es sich bei diesen um regulierte und leicht zugängliche Produkte handelt.
Hast du dich erst einmal für eine Investition in ein Krypto-ETP entschieden, besteht dein Ziel als Anleger darin, das Risiko zu minimieren und zugleich die Performance zu maximieren. Dies erfordert, dass du dein Krypto-Portfolio genau überwachst. In diesem Leitfaden findest du alle (von sehr einfachen bis recht weit fortgeschrittenen) Tools, die benötigt werden, um die Leistung deines Portfolios genau zu analysieren und Investitionsentscheidungen zu treffen.
Schlüsselindikatoren für Portfoliomanagement und -überwachung
Wir beginnen mit drei grundlegenden Indikatoren, mit denen alle Anleger vertraut sein sollten: Volatilität, maximaler Wertverlust und Sharpe-Quotient. Wir werden zeigen, wie jeder dieser Indikatoren berechnet wird. Dabei solltest du jedoch beachten, dass sie sich bei der Entwicklung einer umfassenden Strategie gegenseitig ergänzen. Ein einzelner Indikator kann kein Gesamtbild von der Leistung deines Portfolios vermitteln: Es müssen mehrere Indikatoren herangezogen werden, um ein umfassenderes Bild zu erhalten.
Volatilität
Im Finanzbereich misst die Volatilität die Schwankungsrate, der der Preis eines Vermögenswerts im Laufe der Zeit unterliegt. Sie gibt an, wie stark die Preise um den Mittelwert schwanken: Größere Preisschwankungen (entweder nach oben oder nach unten) bedeuten größere Volatilität.
Die Volatilität kann zur Bewertung des Risikos eines Vermögenswerts herangezogen werden. Eine höhere Volatilität kann größere Gewinne bedeuten, beinhaltet aber vor allem ein höheres Risiko. Der Kryptomarkt ist anfällig für starke Auf- und Abwärtsbewegungen. Als Anleger ist es daher vielleicht ratsam, dein Engagement in volatilen Kryptos anzupassen, um ein ausgeglichenes Portfolio zu erhalten.
Daher ist die Verfolgung der Volatilität, die das Halten von Krypto-Assets deinem Portfolio zusätzlich verleiht, ein einfacher, aber entscheidender Schritt im Risikomanagement, den du in deinen Überwachungsprozess aufnehmen solltest. Eine einfache und übersichtliche Möglichkeit, dies zu tun, besteht darin, die Krypto-Preisschwankungen über die Website deiner Anlageplattform zu verfolgen.
Maximaler Wertverlust (Maximum Drawdown, MDD)
Der Maximum Drawdown ist der maximale Verlust, den ein Vermögenswert oder ein Portfolio erleidet, bevor ein neuer Höchststand erreicht wird. Der MDD misst also ebenfalls das Risiko, sagt aber nichts darüber aus, wie häufig die Abwärtsbewegungen auftreten oder wie lange der Markt braucht, um sich zu erholen.
Bei der Verfolgung der Entwicklung deines Portfolios ist die Überwachung des maximalen Wertverlustes ein wichtiger Schritt im Risikomanagement. Er hilft dir, bei negativen Marktentwicklungen das Ausmaß der Verluste zu verstehen, auf das du dich gegebenenfalls einstellen musst. Auf dem Kryptomarkt kann die Verfolgung des MDD dabei helfen, dein Engagement in volatilen Kryptokursen anzupassen und ein ausgeglichenes Portfolio zu erhalten.
Eine Möglichkeit, Krypto-Kursschwankungen zu verfolgen und den Maximum Drawdown zu überwachen, ist ebenfalls deine bevorzugte Anlageplattform oder Exchange: Du kannst die Grafik(en) des/der betreffenden digitalen Assets aufrufen und dir ganz einfach ein Bild von der Abwärtsbewegung deiner Anlage(n) machen. Wenn du noch einen Schritt weiter gehen möchtest, kannst du dir für eine umfassendere Sicht der Lage den MDD seit dem letzten Höchststand des Vermögenswerts anzeigen lassen.
Sharpe-Quotient
Dieser etwas technischere Indikator dient zur Messung der risikobereinigten Performance, also des Gewinns, den eine Anlage im Verhältnis zum eingegangenen Risiko erzielt hat. Der Sharpe-Quotient misst somit die Überrendite, die ein Portfolio pro Einheit eingegangenen Risikos erzielt. Je höher der Sharpe-Quotient ausfällt, desto besser ist die risikobereinigte Performance des Portfolios.
Der Sharpe-Quotient stellt die Wertentwicklung und Standardabweichung des Portfolios der risikofreien Rendite gegenüber (die theoretische Rendite einer als risikofrei angesehenen Anlage, wie beispielsweise einer US-Staatsanleihe).
Nehmen wir an, die risikofreie Rendite betrug im vergangenen Jahr 2 %, während unser Portfolio eine Rendite von 12 % bei einer Standardabweichung (ein Maß für die Volatilität) von 15 % aufwies. Der Sharpe-Quotient dieses Portfolios betrüge (12 % - 2 %) / 15 % = 0,67. Das bedeutet, dass das Portfolio 0,67 % Überrendite pro Einheit eingegangenen Risikos erzielt hat.
Als Faustregel gilt, dass ein Sharpe-Quotient über 1 als gut angesehen wird (da pro zusätzlicher Risikoeinheit ein höheres finanzielles Ergebnis erzielt wird), während ein Sharpe-Quotient unter 1 darauf hindeutet, dass das Portfolio eine unterdurchschnittliche Performance aufweist (es werden zusätzliche Risiken eingegangen, ohne einen entsprechenden Anstieg der Ergebnisse zu erzielen). Doch sollte auch dieser Indikator nicht isoliert betrachtet werden. Er ist sogar noch relevanter, wenn er zum Vergleich zweier Portfolios herangezogen wird, insbesondere wenn deren Renditeniveaus ähnlich aussehen.
Tiefergehende Analyse: Indikatoren zur Erkennung von Zeiträumen und Trends
Bei Anlageentscheidungen ist das richtige Timing entscheidend, und die richtige Analyse von Markttrends kann einen großen Unterschied ausmachen. Im Folgenden führen wir drei Indikatoren auf, die zumeist von Profis verwendet werden – du kannst sie aber auch ganz einfach online über TradingView abrufen.
Market Value to Realised Value (MVRV)
Der MVRV-Indikator vergleicht den aktuellen Marktwert eines Vermögenswerts mit seinem realisierten Wert. Der Marktwert eines Vermögenswerts ist der Preis, zu dem der Vermögenswert derzeit gehandelt wird, während der realisierte Wert die volumengewichtete Summe aller vorangegangenen Preise ist (und den Gewinn oder Verlust der Anleger darstellt, die den Vermögenswert gekauft und anschließend verkauft haben).
Liegt der MVRV-Wert über eins, ist der Marktwert höher als der historische realisierte Wert: Der Markt befindet sich insgesamt „im Gewinn“ – und mit zunehmendem Verkaufsdruck könnte eine Preiskorrektur bevorstehen. Ein niedriger MVRV-Wert wiederum weist darauf hin, dass die Anleger Verluste gemacht haben und möglicherweise nicht bereit sind zu verkaufen, bis die Preise wieder ansteigen. Es gibt jedoch keine „Standardkennzahl“ für ein gutes MVRV-Verhältnis, da dieses von der Historie des Vermögenswerts abhängt.
Weitere Informationen zum MVRV-Indikator und darüber, wie sich dieser nutzen lässt, um Anlageentscheidungen zu treffen oder das Krypto-Portfolio zu optimieren, findest du in unserem MVRV-Leitfaden.
Gleitende Durchschnitte
Ein gleitender Durchschnitt ist schlicht und einfach der Durchschnittspreis eines Vermögenswerts in einem bestimmten Zeitraum. Gleitende Durchschnitte sind ein in der Finanzwelt häufig verwendeter technischer Indikator, der dazu nützlich sein kann, Trends und potenzielle Preisumkehrungen zu erkennen. Aber wie funktioniert das? Durch den Vergleich des aktuellen Kurses eines Vermögenswerts mit seinem gleitenden Durchschnitt über einen längeren Zeitraum hinweg können die Anleger sich ein Bild davon machen, ob der betreffende Vermögenswert gegenwärtig über- oder unterbewertet ist.
Wird ein Vermögenswert beispielsweise deutlich über seinem gleitenden 50-Tage-Durchschnitt gehandelt, kann er als überbewertet angesehen werden, während er als unterbewertet angesehen werden kann, wenn er deutlich unter seinem gleitenden 50-Tage-Durchschnitt gehandelt wird.
Relative Strength Indicator (RSI)
Der RSI wird berechnet, indem die durchschnittlichen Kursgewinne über einen bestimmten Zeitraum mit den durchschnittlichen Kursverlusten über denselben Zeitraum in Relation gesetzt werden. Die sich daraus ergebende Zahl wird daraufhin auf einer Skala von 0-100 aufgetragen, wobei Werte über 50 auf einen Aufwärtstrend und Werte unter 50 auf einen Abwärtstrend hinweisen. Das Hauptziel des RSI besteht darin, den Anlegern zu helfen, die Kursdynamik eines Vermögenswerts einzuschätzen und potenzielle Kauf- oder Verkaufsgelegenheiten zu erkennen.
Je höher der RSI-Wert (bis 100), desto stärker wird der Aufwärtstrend eingeschätzt, je niedriger der Wert (bis 0), desto stärker wird der Abwärtstrend eingestuft. Ein Wert von 50 gilt als neutral und zeigt an, dass es keinen klaren Trend in eine der beiden Richtungen gibt. Die RSI-Werte unterscheiden sich je nach dem festgelegten Zeitrahmen: Je länger der Zeitrahmen (monatlich oder wöchentlich), desto besser kann der RSI einen langfristigen Trend darstellen.
Übergang zur Praxis: Überwachung des eigenen Krypto-Portfolios mithilfe von Indikatoren
Nachdem wir uns mit den wichtigsten und verlässlichsten Indikatoren zur Analyse des Gesamtportfolios beschäftigt haben, ist es an der Zeit, sie in der Praxis anzuwenden.
Bewertung der Leistung deines Portfolios
Wir beginnen mit einem Vergleich von drei langfristigen Portfolios (Marktinvestitionen von Oktober 2015 bis November 2022).
Das Portfolio 1 besteht aus Aktien (60 %) und Anleihen (40 %).
Dem Portfolio 2 sind 4 % Gold beigefügt.
In Portfolio 3 wird Gold durch Bitcoin ersetzt. Es setzt sich somit folgendermaßen zusammen: Aktien (57 %), Anleihen (39 %) und BTC (4 %).
Leistung: Portfolio 3 (4 % Bitcoin) weist mit einer annualisierten Rendite von 14,4 % – doppelt so hoch wie die annualisierten Renditen im 7-%-Bereich der Portfolios 1 und 2 – eindeutig die stärkste Performance auf. Das sind aufschlussreiche Daten, die jedoch unzureichend sind, wenn wir das Portfolio ernsthaft in risikoadjustierter Form analysieren wollen. Hat es vielleicht gut abgeschnitten, aber eine hohe Volatilität aufgewiesen, und war dadurch stark risikobehaftet?
Volatilität: Da Bitcoin ein sehr volatiler Vermögenswert ist, könnte man erwarten, dass Portfolio 3 viel volatiler ist als die Portfolios 1 und 2. Das ist jedoch nicht der Fall. Die Volatilität von Portfolio 3 beträgt 10,4 %, einen Prozentpunkt mehr als bei Portfolio 1.
Maximum Drawdown: Auch der MDD ist bei Portfolio 3 nicht wesentlich höher als bei den Portfolios 1 und 2. Es ist dennoch erwähnenswert, dass Portfolio 2 (4 % Gold) die geringste Volatilität und den geringsten Drawdown aufwies, da Gold während des betrachteten Zeitraums ein stetig steigender Vermögenswert war.
Sharpe-Quotient: Es macht daher Sinn, dass das mit Bitcoin angereicherte Portfolio den höchsten Sharpe-Quotienten aufweist, da es höhere Renditen erzielte, ohne zu stark risikobehaftet zu sein.
Vorteile des Durchschnittskosteneffekts (Dollar-Cost Averaging)
Wenngleich das Erkennen von Trends dabei helfen kann, das Treffen deiner Ein- und Ausstiegsentscheidungen (Kauf oder Verkauf) zu verfeinern, sind wir der Ansicht, dass BTC ein Vermögenswert ist, der besser langfristig analysiert werden sollte. In unserem Artikel „Langfristig in Krypto investieren“ erklären wir warum.
In dieser Hinsicht hat der Durchschnittskosteneffekt, d. h. das regelmäßige Investieren (beispielsweise jeden Monat Krypto im Wert von 1.000 USD kaufen) unabhängig von Kursbewegungen oder Markttendenzen, das Potenzial, die Volatilität zu glätten. Durch einen längerfristigen Anlagehorizont können die Anleger möglicherweise ihre risikobereinigte Performance verbessern.
Fazit: Langfristige Überwachung
Finanzanalysten stehen zahlreiche Instrumente zur Verfügung, die ihnen dabei behilflich sein können, den Markt zu lesen, und einige davon können recht ausgefeilt sein. Du kannst dir diese Finanzindikatoren anschauen, bevor du in ein Krypto-Asset investierst (um zu sehen, ob es unter- oder überbewertet ist) oder während du deine Anlage verwaltest. Dennoch könnte eine langfristige Sichtweise letztlich von größerem Wert sein als eine übermäßige Analyse aktueller Marktsituationen.
ETPs können eine interessante Option sein, um regelmäßig in Krypto-Assets zu investieren, ohne zu viel Zeit mit dem Lesen des Marktes zu verbringen. Hier kannst du den Katalog von CoinShares durchstöbern.