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Image Interview: Dante Disparte, CSO bei Circle

Interview: Dante Disparte, CSO bei Circle

Timer15 Min. Lesezeit

„Eine CBDC in Europa ist so, als würde man ein Intranet designen, um gegen das Internet anzutreten.“

Eine Firma, die eine der größten Marktkapitalisierungen im Kryptobereich vertreibt, und deren Vermögenswerte dennoch wertstabil bleiben: Circle wurde 2013 von Jeremy Allaire gegründet und stellt die an den US-Dollar gekoppelte und vollständig von ihm besicherte Krypto USDC an Millionen von Nutzern weltweit aus. Der strategische Langzeitpartner Coinbase unterstützte ihr Wachstum wesentlich und hat mittlerweile eine Kapitalbeteiligung an Circle erworben.

Zum Zeitpunkt der Verfassung dieses Artikels im März 2025 hält USDC nahezu ein Drittel des Marktanteils mit einer Kapitalisierung von 57 Milliarden USD, einzig übertroffen vom Vorreiter-Stablecoin USDT von Tether (142 Milliarden USD). Abgesehen vom US-Dollar tokenisiert Circle auch den Euro (EURC). Die europäische Digitalwährung macht allerdings weniger als 1 % der Geschäftstätigkeiten aus. Circle besitzt Lizenzen in den meisten US-Staaten, eine E-Geld-Lizenz, die die gesamte EU gemäß dem neuen MiCA-Regelwerk abdeckt, sowie behördliche Anerkennung in Dubai, Singapur, Japan und Kanada und zielt auf dieser Grundlage auf einen weltweiten Vertrieb tokenisierter Versionen von Fiatwährungen ab. Außerdem ist das Unternehmen auf dem besten Weg, eines Tages an die Börse zu gehen. Damit wäre es der erste Stablecoin-Emittent, der diesen Meilenstein erreicht – ein bedeutender Schritt für eines der Kryptounternehmen mit der längsten andauernden Betriebszeit.

Ein Mann, der aus erster Hand von dieser Entwicklung berichten kann, ist Dante Alighieri Disparte. Sowohl im traditionellen Finanzgeschäft als auch in der Welt aufstrebender digitaler Vermögenswerte ist sein Name weithin anerkannt. Und da er selten ohne seinen typischen karierten Anzug auftritt, besitzt er auch optischen Wiedererkennungswert. Seine Heimbibliothek soll ganz besonders gut eingerichtet sein, was sich auch in seiner eloquenten Art und Sprachliebe widerspiegelt. Unser erstes Treffen fand 2024 in der französischen Finanzbehörde in Paris statt – nicht unbedingt ein Ort, an dem es normalerweise ums Witzereißen geht. Und trotzdem schaffte er es sogar bei dem eher trockenen Thema Fiatwährungen, einen Raum voller institutioneller Teilnehmer zum Lachen zu bringen. So ganz überrascht das nicht, schließlich zollt sein Vorname niemand anderem als dem Verfasser der Göttlichen Komödie Respekt, dem berühmten Epos über den Zustand der Kirche im Italien des 14. Jahrhunderts.

Disparte bekleidet seit 2021 die Posten Chief Strategy Officer und Head of Global Policy und ist zu einer Schlüsselfigur bei Circle geworden. Vor seinem Eintritt ins Unternehmen war er bereits in der Kryptobranche tätig und hielt eine ausführende Position bei der mittlerweile eingestellten Währung Diem, ehemals Libra (nicht zu verwechseln mit dem vom argentinischen Präsidenten Javier Milei beworbenen Memecoin gleichen Namens) inne. Libra wurde ursprünglich von Meta (ehemals Facebook) als digitale Asset-Initiative vorgestellt, letztendlich aber aufgrund von regulatorischem Druck eingestellt. Obwohl er außerdem Gründer und Vorsitzender des Versicherungsmaklers Risk Cooperative ist, kann man den Puerto-Ricaner kaum als risikoscheu bezeichnen.

Angetrieben vom Potenzial digitaler Vermögenswerte spielte Disparte eine wichtige Rolle dabei, die Seriosität von Circle bei Regulierungsbehörden auf der ganzen Welt zu etablieren. Im Interview mit CoinShares teilte er seine Ansichten zum sich rasend schnell entwickelnden Ökosystem der Stablecoins – einem System, das CoinShares-Analyst Matthew Kimmell kürzlich als „eine wachsende Größe im globalen Finanzwesen“ beschrieb.

CoinShares: Warum haben Sie sich nach dem Aus von Diem/Libra dafür entschieden, bei Circle anzufangen und damit weiter im Kryptosektor tätig zu bleiben?

Dante A. Disparte: Wie Sie erwähnten, war ich einer der Mitgründer des inzwischen berüchtigten Libra-Projekts. Und trotz vieler öffentlicher Artikel und starker Meinungen über Big Tech und die Macht von Big Tech hatte ich das Gefühl, damit noch nicht fertig zu sein, und dass das, was Jeremy [Allaire, CEO von Circle] und das Team hier bei Circle leisteten, diese ehrliche, unspektakuläre, harte Arbeit war, die in vielen Kryptoprojekten nie wirklich geschätzt oder verstanden wurde.

Ich bin also zu Circle gekommen, nachdem ich weltweit auf massiven Widerstand gegen das Libra-Projekt gestoßen war,

weil Circle genau die Struktur erfolgreich umgesetzt hat, die sogar Libra nicht vollständig begriffen hat – die staatlich basierte Regulierung in den USA. Ein Modell, das auf Vertrauen, Transparenz und – ehrlich gesagt – einem unbeirrbaren Anführer in Jeremy beruht, der in der Lage ist, ein Weltklasse-Führungsteam zusammenzustellen und zu Leistung zu befähigen.

Als ich vor fast vier Jahren dazukam, waren wir ein etwa hundertköpfiges Unternehmen. Heute glaube ich wirklich, dass wir, gemeinsam mit Jeremy und unserem großartigen Team, etwas Außergewöhnliches aufgebaut haben.

Wenn wir uns an das Jahr 2014 zurückerinnern, war Circle damals noch kein Stablecoin-Unternehmen. Was denken Sie im Rückblick über die Entwicklung des Unternehmens?

Zum einen sind wir tatsächlich ein Unternehmen, das die gesamte Entwicklung der Kryptomärkte miterlebt hat. Jeremy als Unternehmer und Circle als Firma haben sich stark weiterentwickelt, um eine Infrastruktur zu schaffen, die der Weltbevölkerung auf globaler Ebene Zugang zu reguliertem Geld ermöglicht. Das ist ein großes Ziel für jedes Unternehmen, aber es spricht in gewisser Weise auch für diese Idee, eine Zehn-Jahres-Vision zu haben. Jeremy denkt sowohl als Stratege als auch als CEO in sehr langfristigen Entwicklungsschritten von Technologie und Geld. Erstens muss die Technologie funktionieren. Es gibt einen Grund, warum USDC eine Multi-Chain-Innovation ist – also auf mehreren öffentlichen Blockchains: Wir wollen keine Gewinner oder Verlierer bestimmen, und wir haben aus gutem Grund an diesem Betriebsmodell festgehalten. Im Laufe der Neuerungen an der Technologie wird USDC zum gemeinsamen Nenner auf allen Blockchains. In immer mehr Rechtssystemen auf der Welt wird Circles Geschäftsmodell zur rechtlichen Grundlage für die Tätigkeit als Stablecoin-Emittent. Werfen Sie einen Blick auf unseren Einfluss rund um den Globus: Wir waren das erste große Zahlungsinstitut mit Lizenz in Singapur; der erste große globale Emittent, der den Regelungen der kanadischen Börsennotierung entspricht; USDC war der erste US-Dollar-Stablecoin, der für den Gebrauch in Japan und im International Financial Centre von Dubai zugelassen wurde. Auch auf unser Investment in Frankreich sind wir stolz, denn wir sind das erste Unternehmen weltweit mit einer E-Geld-Lizenz gemäß MiCA, und wir erwarten dieselbe Entwicklung auch hier in den USA.

Es gibt zwei Arten von Akteuren im Kryptobereich. Es gibt den Wettlauf um das untere Marktsegment, und es gibt den Wettlauf um das obere Marktsegment. In unserem Fall sind wir sehr stolz darauf, den harten, langen Weg gegangen zu sein, also den Wettlauf nach oben. In diesem Wettlauf konkurriert man mit Banken, mit Zentralbanken, mit Regulierungsbehörden, mit politischen Entscheidungsträgern, mit den Medien – und muss letztlich in der Lage sein, die Achterbahnfahrt namens Krypto zu überleben. In gewisser Weise ist es genauso sehr eine Überlebensgeschichte wie die Geschichte einer langfristigen Vision.

Können Sie beschreiben, worin die Unterschiede zwischen der Herangehensweise der Regulierungsbehörden in den USA und in Europa liegen?

Zunächst einmal fand ich schon immer, dass wir aus regulatorischer Sicht nicht nur eine Vereinheitlichung über den Atlantik hinweg anstreben sollten, sondern eine globale Vereinheitlichung. Das ist schwierig, weil wir in einer höchst fragmentierten Welt leben. Es gibt viele Gründe, warum Regulierungsbehörden, Finanzministerien und Zentralbanken in solchen Silos bzw. so fragmentiert agieren.

Aber wenn es um etwas so Mächtiges wie digitales Geld geht, das auf einem internetfähigen Mobilgerät bereitgestellt wird – das sogenannte Internet der Werte –, dann ist es wirklich im Interesse aller Beteiligten, einschließlich der Regierungen, ein weltweit einheitliches Regelwerk für digitale Vermögenswerte zu schaffen. So wie das Internet nicht wirklich funktionieren würde, wenn es ein europäisches Internet, ein nordamerikanisches Internet und ein südamerikanisches Internet gäbe. Wir müssen auf eine solche globale regulatorische Vereinheitlichung drängen.

Hier in den Vereinigten Staaten wird Circle staatlich reguliert, im Prinzip so wie PayPal, Apple Pay und Stripe, weil die US-Bundesstaaten den Zahlungsverkehr regeln. Das ist ein Bereich, in dem die USA im Vergleich zu Europa, dem Vereinigten Königreich oder anderen Gerichtsbarkeiten einzigartig sind: Die USA haben bislang noch keine bundesweite Lizenz für Zahlungssysteme.

Würden Sie also sagen, dass die einzigartige Regelung der Europäischen Union die Navigation einfacher macht?

Sobald man am Pariser Flughafen Charles de Gaulle landet, untersteht man diesem System, das in Europa entstanden ist: der Verordnung über Märkte für Kryptowerte [MiCA], das über Jahre hinweg entwickelt wurde. Ich fühle mich zum Teil mitverantwortlich für die Entwicklung von MiCA, weil sie eine Reaktion auf „Big Tech“ und Libra war. Trotzdem verspüre ich auch einen gewissen Stolz, mit Circle als Erstes dran gewesen zu sein, als MiCA zum Gesetz wurde. Und diesen Schritt ausgerechnet von Frankreich aus zu tun, war nicht nur eine Bestätigung für Circle, sondern in gewisser Weise auch eine persönliche dafür, dass Unternehmen sich an Regeln halten würden, wenn diese präsent wären. MiCA behandelt Stablecoins wie USDC und unseren auf Euro lautenden Stablecoin EURC als elektronisches Geld. Wir halten das für ein großartiges Rahmenwerk, weil es den Endnutzern rechtliche Sicherheit und den Unternehmen regulatorische Klarheit verschafft und einen gemeinsamen Markt von über 440 Millionen Menschen etabliert – was es Firmen wie unserer erlaubt, ein einzigartig europäisches Geschäftsmodell mit globaler Wirkung aufzubauen.

Wenn ich nach vorn blicke, denke ich, dass die Philosophie hinter Krypto in Wahrheit weit über die aktuellen Marktanwendungen hinausreicht, und Europa einzigartig positioniert ist, diese Philosophie richtig zu realisieren. Hier wurde als Erstes die Rufnummernmitnahme als Verbraucherrecht verankert und den Menschen so Kontrolle über ihre mobile Identität gegeben. Auch beim Thema digitale Datenschutzrechte ist die Region weltweit führend. Wenn eine Region einen Präzedenzfall für ein offenes, nutzerzentriertes Finanzsystem setzen kann, dann ist es Europa.

„Ist es wirklich dein Geld, wenn du jemanden dafür bezahlen musst, es für dich aufzubewahren, um Erlaubnis bitten musst, es auszugeben, oder es abzusichern?“

Wie würden Sie diese Philosophie auf digitale Vermögenswerte anwenden?

Stellen Sie sich einmal vor, Europa wäre auch die Region, die globale finanzielle Portabilität in ähnlicher Weise gesetzlich verankert wie die Mitnahme der Telefonnummer oder das überall geltende Recht auf Datenschutz. Stellen Sie sich vor, Ihr finanzielles Leben könnte von Institutionen entkoppelt werden. Ich glaube, dass Kryptotechnologie, Stablecoins, digitale Wallets und regulierte digitale Finanzsysteme die Wege zu diesem Ziel sind. Aber wir brauchen die Vision einer Richtlinie in Europa – und, offen gesagt, auch in den USA –, um es langfristig umzusetzen.

Was Stablecoins angeht, sind tokenisierte Dollar dem tokenisierten Euro in Sachen Anwendung und Marktanteil noch weit voraus; so sehr, dass man sich fragen könnte, ob ein Euro-Stablecoin jemals Erfolg haben dürfte. Wie sehen Sie die aktuelle Situation?  

In gewisser Hinsicht ist es nur logisch, dass der digitale Dollar in Form der aktuellen Stablecoin-Generation derzeit das sogenannte Rennen um die beste digitale Währung gewinnt. Das scheint nicht überraschend, weil er die ursprüngliche Währung in den Kryptomärkten war, aber auch, weil er die Preisreferenz für alle anderen Kryptoaktivitäten ist. Bitcoin zum Beispiel wird in US-Dollar notiert. Es ist die Referenz auf den US-Dollar und die direkte Dollar-Kopplung in den Kryptomärkten, die dem US-Dollar weltweit den größten Anschwung gegeben haben. Wir bei Circle sind der Meinung, dass der Euro eine maßgebliche Währung ist. Deshalb haben wir einen digitalen Euro-Stablecoin direkt ausgegeben. Und wir freuen uns, berichten zu können, dass dieser der am schnellsten wachsende und [einer] der größte[n] digitale[n] Euro-Stablecoin[s] im Umlauf ist. Er startet natürlich von einer kleinen Basis aus, aber wir hoffen, dass der Markt in Europa, in Frankreich und das Ökosystem, das wir aufzubauen versuchen, auch großes Wachstum für den digitalen Euro bringen wird. Letzten Endes ist das Ganze aber ein Markt, der von Verbrauchern und ihren Vorlieben angetrieben wird. Es sind die Endnutzer im Einzelhandel, die den digitalen Euro auch als Währung verstehen müssen, die sie in ihrem Alltag bei ihren Entscheidungen für Kryptozahlungen unterstützen möchten.

Wir haben in Bezug auf Stablecoins eine starke Entwicklung beobachtet, von zentral ausgegebenen über dezentralisierte, algorithmische bis hin zu durch Rohstoffe hinterlegte Varianten. Wie sehr beeinflusst dies die Definition von Geld?

Das ist eine sehr gute Frage. Nach der technischen, ökonomischen Definition muss Geld drei Kriterien erfüllen: Es muss eine Maßeinheit, ein Tausch- und ein Wertaufbewahrungsmittel sein. Eines der interessanten rhetorischen oder auch philosophischen Probleme im Zusammenhang mit physischem Geld ist, dass das physische Geld in vielen Ländern weniger wert ist als das Papier, auf dem es gedruckt ist, oder das Metall, auf dem es geprägt wurde. Das sieht man weltweit bei hyperinflationären Währungen wie dem Simbabwe-Dollar oder dem venezolanischen Bolívar – es gibt viele Fälle, in denen staatlich ausgegebenes Geld diese drei Kriterien nicht erfüllt.

Aber jenseits der ökonomischen Definitionen bleibt eine Frage bestehen: Ist es wirklich dein Geld, wenn du jemanden dafür bezahlen musst, es für dich aufzubewahren, um Erlaubnis bitten musst, es auszugeben, oder es abzusichern? Hier sehe ich Stablecoins nicht als Konkurrenz zu Zentralbanken, Banken oder traditionellen Zahlungsnetzwerken, sondern als ergänzendes Element einer bislang unvollständigen Wertschöpfungskette. Stablecoins erreichen Orte, an die Zentralbanken und traditionelle Bankeninfrastrukturen nicht herankommen: Hunderte Millionen, wenn nicht Milliarden von Endnutzern, die vielleicht ein einfaches, internetfähiges Gerät besitzen, aber nicht kosteneffizient an das traditionelle Finanzsystem angebunden werden können. An diesen Punkt kann man unserer Meinung nach die Stärken von Geld – Wertaufbewahrungsmittel, Tauschmittel und Maßeinheit – importieren und ihm mithilfe digitaler Token die Superkräfte des Internets verleihen, sodass jedes einfache internetfähige Gerät zu einem regelkonformen Zahlungsendpunkt wird.

Als Unternehmen muss Circle aber trotzdem mit Banken zusammenarbeiten ...

Genau so ist es, und genau darin liegt der andere interessante Aspekt des Rätsels: Als die Kryptotechnologie entstand – aus dem rauchenden Krater der Finanzkrise von 2008 heraus – bestand das Ursprungsnarrativ der Branche darin, die Finanzwelt zu demokratisieren, Banken auszuschalten und die Wall Street überflüssig zu machen. Doch die operative Realität von Unternehmen wie Circle, und mit Blick auf die Gesamterfahrung der letzten 14 Jahre Kryptoentwicklung, zeigt: Es handelt sich eher um eine ergänzende Technologie als um eine disruptive. Das bedeutet, je enger man mit Banken, Zentralbanken, Regulierungsbehörden und Vermögensverwaltern zusammenarbeitet, desto eher kann man eine robuste Wertschöpfungskette aufbauen, nicht auseinanderbricht. MiCA schreibt zum Beispiel vor, dass Stablecoin-Emittenten einen Teil ihrer Reserven bei Banken halten müssen. Das ist in Ordnung. Man baut ein Betriebsmodell, das allen Beteiligten Aufschwung verleiht. Aber der entscheidende Punkt für uns, was Politik, Technologie und Regulierung angeht, ist, immer die Vision vom „offenen Geld“ zu bewahren. Wir kämpfen für die Idee, dass Sie und ich genauso frei Werte austauschen können sollten, wie wir Informationen und Inhalte austauschen. Die Partnerschaft mit Banken führt letztlich zu einem besseren Geschäftsmodell und mehr Sicherheit als der Versuch, mit Banken zu konkurrieren.

Wir sprachen kürzlich mit dem CEO von CleanSpark. Er sagte uns, es sei nicht zwangsläufig das Wichtigste, der größte Bitcoin-Miner zu sein. USDT, der größte Stablecoin im Wettbewerb, liegt weiterhin vor USDC. Ist es für Circle wichtig, ihn zu überholen?

Gute Frage. Offensichtlich stellt MiCA echte Anforderungen an Kryptobörsen und Emittenten. MiCA basiert auf zwei Säulen: Zum einen muss der Emittent konform sein, also in einem europäischen Land als E-Geld-Emittent registriert sein, um den Token im Umlauf zu halten. Die zweite Säule von MiCa besteht darin, dass die Börsen nicht-konforme Token denotieren müssen. Das war nicht unsere Entscheidung, sondern die Entscheidung der Regulierungsbehörden und politischen Entscheidungsträger, weil sie vermeiden wollen, dass europäische Verbraucher vom nächsten Terra-Luna oder dem nächsten Crash auf den Kryptomärkten betroffen werden. Ich denke, es ist zu früh, um in einem Markt, der die gesamte verfügbare Geldmenge aus Bargeld und M2-Geld der Welt umfasst – das sind Billionen US-Dollar an realem Wert, die tokenisiert werden –, nur auf den kurzfristigen Umlauf als Maßstab für Gesamterfolg zu schauen.

Wir haben großen Respekt vor den ersten Stablecoin-Unternehmen in diesem Markt, genauso wie wir Respekt vor zukünftigen Mitbewerbern haben. Man sollte Konkurrenz mit Demut begegnen. Über die Jahre im Kryptobereich haben wir vielmehr gelernt, dass viele andere Metriken neben dem Umlauf ebenfalls wichtig sind. Wie viele mobile Wallets werden erreicht? Wie stark ist die Verbindung zum Bankensystem? Wie stark ist die Verbindung zu Neo-Banken? Erreicht man auch außerhalb von Krypto-Handelsplattformen wie Coinbase, Binance oder traditionellen Firmen neue Endnutzer? Das sind Metriken, die wirklich zählen.

Eine weitere wichtige Metrik ist natürlich die Zahlungsgeschwindigkeit und die Art der Aktivitäten, die man ermöglicht. Deshalb veröffentlichen wir seit drei Jahren den USDC Economy Report – in dem wir über oberflächliche Metriken hinausgehen und zeigen, wie USDC und EURC tatsächlich in der digitalen Wirtschaft genutzt werden. Es geht also nicht nur um kurzfristigen

Sie sind persönlich Mitglied im Digital Currency Governance Consortium des Weltwirtschaftsforums. Können Sie uns verraten, welche Bedeutung das Thema digitale Währungen in dieser Institution hat?

Die Entwicklung der Diskussionen um Krypto und Blockchains von Randthemen zum Zentrum des Forums war faszinierend zu beobachten. Krypto hat denselben Übergang vollzogen wie KI, die heute im Zentrum vieler Technologiedebatten steht. Zunächst versucht man, die Technologie zu verbieten, dann versucht man, sie zu kopieren – durch Gespräche über die Tokenisierung realer Vermögenswerte, tokenisierte Geldmarktfonds und verschiedene Blockchain-Varianten. Ein weiteres Beispiel ist die Debatte um Ledger mit genehmigungspflichtigem gegenüber solchem freiem Zugang, die zu einem historischen Streitthema wurde. Heute jedoch haben politische Entscheidungsträger und Regulierungsbehörden die permanente Existenz digitaler Vermögenswerte und Stablecoins weitgehend akzeptiert; nicht als Nebensache, sondern als Kernbestandteil des Finanzwesens. Das ist das Ergebnis von langer, stiller, undankbarer, aber konsequenter Arbeit, die ich, Jeremy, unsere Kollegen und viele unserer Partnerinstitutionen geleistet haben, um das Narrativ von Krypto als grundlegender Technologie zu entwickeln. Unsere Ziele waren immer Neutralität, klare Festlegung von Regeln und durchdachte Richtliniengestaltung, damit 400 Millionen Menschen in Europa Zugang zu einem regulierten Stablecoin haben. Um das dauerhaft zu erreichen, braucht es wirklich ein institutionelles Umdenken.

Eines, worauf sich wohl alle einigen können: Die Welt von Krypto verändert sich schnell. Die Landschaft von heute, in der der Bitcoin einen Wert von fast 100.000 US-Dollar hat, ist ganz anders beschaffen als noch vor 18 Monaten, als wir uns kennenlernten. Wie siehst du die weitere Entwicklung in den kommenden Monaten?

Eine Idee, für die ich mich stets einsetze, ist die, dass Krypto als Technologie und Branche wirklich ausgereift sein wird, wenn wir aufhören, von Krypto, Blockchain und all den anderen Fachausdrücken zu sprechen, um die Ergebnisse zu beschreiben. Fintech-Unternehmen werden ja auch nicht als „cloudnative Finanzunternehmen“ bezeichnet, sie gehören einfach zum Finanzwesen. Verbrauchermarktteilnehmer wollen in der Lage sein, unter gleichen Voraussetzungen miteinander zu konkurrieren. Einige von uns nutzen einfach neuere Technologien, um mehr Wettbewerb im Zahlungsverkehr zu schaffen. Aber am Ende des Tages geht es immer noch um eine Zahlungsaktivität. Und was ich für die nähere Zukunft sehe, ist Konvergenz. Nehmen wir MiCA als Beispiel: Ihr Erfolg oder Misserfolg wird sich daran messen lassen, wie viel Wettbewerb sie erzeugt. Einen Tag, nachdem Circle seine MiCA-Konformität öffentlich gemacht hatte, kündigte die Société Générale – nicht gerade eine kleine Bank – ihren auf Euro lautenden Einlagentoken (EMT) gemäß MiCA an. Das ist großartig, weil man jetzt sagen kann, dass alle dieselben Chancen im Wettbewerb haben, und sich große, kleine, inländische und internationale Anbieter einander annähern.

Ja, ich persönlich würde mir wünschen, dass Krypto-Finanzen einfach als Finanzen behandelt werden, ohne dass man besondere Fachbegriffe zur Beschreibung der Aktivität braucht. Das ist eine der großen Erwartungen an die rechtliche und regulatorische Entwicklung in den USA. In den USA werden aktuell drei Stablecoin-Gesetze im Kongress und Senat diskutiert, und es gibt eine Executive Order des Präsidenten, die klar signalisiert, dass die USA in diesem Bereich eine Führungsrolle übernehmen wollen. Es zeigt sich immer deutlicher, dass die Vereinigten Staaten beim Thema Technologie nicht mehr auf eine schrittweise Entwicklung setzen – sondern technologisch optimistisch gestimmt sind.

Die EZB hat kürzlich die Möglichkeit einer europäischen CBDC in Aussicht gestellt. Ist das eine Bedrohung für Sie?

Für mich ist das bedauerlich, weil ich generell kein Fan von digitalen Zentralbankwährungen bin. Es ist ein bisschen so, als würde Europa ein Intranet designen, um gegen das Internet anzutreten. Und obwohl ich die Botschaft, die Madame Lagarde und die Europäische Zentralbank in Bezug auf monetäre und zahlungsbezogene Souveränität senden, durchaus wertschätze, ist die Realität doch: Wenn man möchte, dass eine Währung im 21. Jahrhundert wettbewerbsfähig ist, muss man sie auch als native finanzielle Innovation im Internet selbst vorbringen.

Und genau hier liegt die Krux des Rennens um die beste digitale Währung. Wenn eine Zentralbank diese Entscheidung alleine trifft, setzt sie erstens gegen ihre eigene Industrie und ihre eigenen Technologien und Investoren im Land. Außerdem setzt sie global gegen das Mooresche Gesetz. Nach der Schaffung des Bretton-Woods-Systems wurde der US-Dollar nicht nur durch die Politik zur globalen Reservewährung, sondern auch durch Innovationen im Privatsektor. Unternehmen wie Moneygram, Western Union, Swift, Visa, Mastercard und auch Papierchecks haben alle dazu beigetragen, den US-Dollar allgegenwärtig zu machen – in einem regelbasierten Wettbewerb, um den US-Dollar auf der ganzen Welt zu bewegen.

Ich persönlich würde mir wünschen, dass auch der Euro dieses Maß an Dynamik und der digitale Euro diesen freien Wettbewerb erreichen. Doch in dem Moment, in dem die Zentralbank den Wettbewerb im Privatsektor für physisches und digitales Geld ruiniert, tötet sie den Wettbewerb.

Ich vergleiche das gerne mit der Luftfahrt: Sicherheitsbehörden fliegen keine Flugzeuge und bauen keine Triebwerke. Sie geben die Regeln für den Luftraum vor, und am Ende haben die Verbraucher die Wahl.

Geschrieben von
Jérémy Le Bescont Author Picture
Jeremy Le Bescont
Veröffentlicht am14 März 2025

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