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Image Interview: Aydin Kilic, CEO von Hive Digital Technologies

Interview: Aydin Kilic, CEO von Hive Digital Technologies

Timer15 Min. Lesezeit

„Wenn Bitcoin-Mining so einfach wäre, würde es jeder machen“

 

Es ist ein sonniger Frühlingsnachmittag in Paris, während wir in der ruhigen und eleganten Lounge des Nolinski-Hotels sitzen – ein angemessen stilvoller Rahmen für ein Gespräch über eine Branche, die alles andere als ruhig ist. Die Rede ist vom Bitcoin-Mining. Unser heutiger Gesprächspartner ist Aydin Kilic, CEO von HIVE Digital Technologies. Er ist stilvoll in Schwarz gekleidet, trägt ein Bitcoin-T-Shirt, ein Paar schlichte Schuhe von Common Projects und die Art von ruhigem Selbstvertrauen, die vermuten lässt, dass er Diskussionen über die Effizienz von Terahash genauso gelassen angeht wie die Lektüre eines Pariser Restaurant-Guides (er stellte uns viele Fragen zur Gastroszene).

Aydin Kilics Reise ins Krypto-Universum verlief nicht nach dem üblichen Plan. Er begann seine Laufbahn in der Elektrotechnik als Hochfrequenzspezialist, bevor er in den anspruchsvollen Immobilienmarkt Vancouvers abtauchte, wo er mit Landerschließung, notleidenden Vermögenswerten und der komplexen Mathematik des Cashflow konfrontiert wurde. Im Zuge der ersten öffentlichen Krypto-Euphorie im Jahr 2017 war er der Mitbegründer eines kleinen Mining-Betriebs namens Fortress und sah dabei zu, wie HIVE zum ersten börsennotierten Krypto-Unternehmen wurde – ein Ereignis, das letztendlich seinen Werdegang prägen würde.

Von der Verkabelung von Funktürmen bis hin zur Kapitalbeschaffung von 20 Millionen US-Dollar in einem Monat, um eine 2-MW-Mine zu erwerben und an die Börse zu bringen, war sein Weg alles andere als geradlinig. Nachdem er als CEO von Fortress Blockchain den Bear Market von 2019–2020 überstanden hatte, schloss er sich im Jahr 2021 HIVE an – gerade rechtzeitig zum Läuten der Nasdaq-Glocke. Seitdem führte er das Unternehmen durch eine Ethereum-Fusion, zwei Bitcoin-Halvings, eine maßgeschneiderte ASIC-Kollaboration mit Intel sowie einen gewagten Kurswechsel in Richtung KI und High-Performance-Computing.

Dieser Text handelt von Resilienz, einer Vision und der stillen Disziplin, die sich hinter dem Hash-Rate-Wettlauf verbirgt – erzählt von unserem Gast im Anzug, beziehungsweise im schwarzen T-Shirt, der an vorderster Front dabei war.

CoinShares: HIVE Digital Technologies ging 2017 an die Börse. Seitdem hat das Unternehmen bereits zwei Bear Markets überstanden. Wie bewältigt ein Bitcoin-Miner derartige Ereignisse?

Aydin Kilic: Mit Disziplin. Hive ist ein kostengünstiger Betreiber mit den geringsten Verwaltungs- und allgemeinen Kosten pro abgebautem Bitcoin in diesem Sektor. Einige Konkurrenten geben rücksichtslos Geld aus – für Privatjets oder übergroße Teams. Man muss sich nur die Jahresabschlüsse ansehen: Betriebskosten im Vergleich zu den geschürften Bitcoin. Entscheidend ist zudem eine hohe Betriebszeit. In einem Bull Market maximiert sie den Gewinn. In einem Bear Market ist sie Ihr Rettungsring. Auch Treasury- und Kapitaleinsatz sind wichtig. Und am wichtigsten: Geben Sie niemals – niemals – zu viel für ASICs aus. Aus diesem Grund haben wir unsere Eigenen entwickelt. Der ASIC-Preis (Dollar pro Terahash) schwankt genauso stark wie bei einem Rohstoff. Als wir loslegten, hatten die S9-Miner von Bitmain (2016) 13,5 TH/s. Die heutigen S21-Pro-Miner haben mehr als 200 TH/s – also zwanzigmal so viel. Die Hashrate ist zu einer Handelsware geworden.

Erzählen Sie uns mehr darüber.

Es gibt eine physikalisch basierte ROI-Gleichung, die besagt: Output = ROI (in Tagen) versus Inputs = Bitcoin-Preis + Netzwerkschwierigkeit + Strompreis (USD/kWh) + Maschineneffizienz (Joule/TH) + ASIC-Preis.

Weder der Preis noch die Schwierigkeiten lassen sich kontrollieren. Die Investitionskosten und die Bereitstellungsstrategie hingegen schon. Im Dezember sicherten wir uns S21+ für 14 USD/TH, während andere dafür 21 USD/TH zahlen mussten. Das ist ein gewaltiger Unterschied. Wenn man nicht günstiger schürfen kann, als Bitcoin zu erwerben – dann sollte man sie nicht schürfen, sondern kaufen. Ganz einfach.

Gibt es Ähnlichkeiten zwischen der Immobilienbranche und dem Bitcoin-Mining?

Ja, bei beiden kommt es auf das Timing an. Bei den Immobilien bestimmt die Kapitalisierungsrate den ROI. Doch ein Kauf während eines Martkhochs mit einem geringen Ertrag ist riskant. Beim Mining sind die Bear Markets die beste Zeit zum Skalieren – wenn der Dollar pro Terahash-Preis für ASIC niedrig ist. Zudem ist von Vorteil, dass Sie alle Ihre Prognosen und Cashflow-Modelle basierend auf der Ökonomie des Bear Market absichern können. Wer unter diesen Bedingungen einen ROI von einem Jahr erzielen kann, muss damit rechnen, dass dieser ROI bei einer Rückkehr des Bull Market auf nur sechs Monate schrumpft. Es verhält sich ganz ähnlich wie bei Immobilieninvestitionen. Beim Kauf eines gewerblichen Gebäudes beispielsweise, beziehen sich Investoren oftmals auf die Kapitalisierungsrate: Bei einer Kapitalisierungsrate von 3 % ergibt sich eine jährliche Rendite von 3 %, während sich bei einer Kapitalisierungsrate von 10 % wiederum eine Rendite von 10 % ergibt. Doch es kommt auf das Timing an.

Wenn man eine Immobilie am Höchststand des Marktes erwirbt und sich nur eine Kapitalisierungsrate von 3 % sichert, und der Markt später fällt und der Wert der Immobilie sich halbiert, reicht diese Rendite nicht mehr aus, um die entstandenen Verluste zu decken. Das Timing ist daher entscheidend. Immobilienmärkte entwickeln sich langsam, aber bei Krypto hingegen, geschieht alles schnell und dramatisch.

Trotzdem ist es wichtig, sich der makroökonomischen Variablen bewusst zu sein, auf die man keinen Einfluss hat. Nehmen wir zum Beispiel das Mining-Verbot in China aus dem Jahr 2021: Es führte zu einem starken Rückgang der Hash-Rate, was für Miner außerhalb Chinas zeitweise positiv war. Auf eher lokaler Ebene betrachtet, können sich wiederum die Vorschriften von Region zu Region ändern: Eine kann das Mining verbieten, während eine andere es zulässt. Ein Senator könnte es unterstützen, ein anderer ablehnen. Es ist eine harte Branche. Resilienz und Disziplin sind das A und O.

Sie haben davon gesprochen, eigene ASICs zu bauen. Auch die KI haben Sie im Blick. Würden Sie sagen, dass HIVE inzwischen eher ein Infrastrukturunternehmen als ein Mining-Unternehmen ist?

Absolut, genau so könnte man es sagen – Im Grunde genommen ist HIVE ein Infrastrukturunternehmen, ja. Ganz egal, ob Bitcoin, Ethereum oder KI – wir messen den Umsatz in USD/kWh. Diese Angabe ist für alle Arbeitsprozesse gleich. Warum? Weil Ihre Kosten in einem Rechenzentrum – egal, ob Sie ein Tier-3-Rechenzentrum oder eine Bitcoin-Mine sind – gleich bleiben. Es spielt keine Rolle. Ihre Stromrechnung wird immer in Dollar pro Kilowattstunde berechnet. Gehen wir von runden Zahlen aus: Ethereum-Mining erzielte einst bis zu 0,90 USD/kWh.

Nach der Übernahme fiel der GPU-Umsatz auf 0,07 USD/kWh. Beim Krypto-Mining muss man jedoch verstehen, dass alles asymptotisch ist. Eine Asymptote ist eine Linie, die sich dem Nullpunkt nähert, aber diesen nie erreicht, da sich die Zeit dem Nullpunkt nähert, wissen Sie. Der Hash-Preis verhält sich asymptotisch, richtig? Wenn der Hash-Preis einen Bear Market durchläuft, sinkt er nicht auf null. Er sinkt, bis sich dann der Schweregrad korrigiert und er stagniert. Am Ende war das GPU-Mining immer noch wettbewerbsfähig mit den 0,10 USD/kWh des Bitcoin. Dann haben wir 400 GPUs auf HPC-Workloads umgestellt und damit 1 USD/kWh verdient, und mit den neuen NVIDIA-Karten werden es 2 USD/kWh sein. Die Leute werden also fragen: Warum nicht einfach auf KI umsteigen? Weil die Investitionskosten nicht dieselben sind: 30 Millionen Dollar pro MW für KI, aber nur 1 Million Dollar für den Bitcoin-ASIC. Und je nach Markt ist eines der beiden stärker schwankend, sodass sie sich sehr gut gegeneinander absichern. Wir haben einen beständigen Cashflow. Ich weiß, dass es viel ist, aber so müssen wir über das Geschäft nachdenken. Wenn es so einfach wäre, würde es jeder tun.

HIVE hat sich schon lange als nachhaltiges Mining-Unternehmen positioniert. Was bedeutet Nachhaltigkeit in Bezug auf Bitcoin-Mining?

Nachhaltigkeit bedeutet einige wesentliche Dinge für uns.

In allererster Linie konzentrieren wir uns auf grüne Energie. Unsere Standorte werden von erneuerbaren Energiequellen versorgt. So können Sie beispielsweise nur fünf Minuten von unserer Anlage in New Brunswick in Quebec entfernt den Staudamm sehen, der unseren Betrieb versorgt. In Schweden arbeiten wir mit Vattenfall zusammen, was auf Schwedisch wörtlich übersetzt „Wasserfall“ bedeutet, und unser Engagement für die Wasserkraft noch einmal unterstreicht. Auch in Island waren wir früher tätig und nutzten geothermische Energie, wobei wir im Laufe der Zeit eine Leistung von 4–8 Megawatt erreichten. Aufgrund von Richtlinienänderungen haben wir den Betrieb jedoch verlagert. Unser Fokus liegt nun auf Paraguay, wo das gesamte Netz mit Wasserkraft betrieben wird. Diese Entwicklung ist unglaublich spannend: Ganze 300 Megawatt haben wir dort. Wir haben einen 200-MW-Standort erworben, der bereits zu 90 % fertiggestellt war und nun vollständig in Betrieb ist. Die Anlage speist gleich zwei Standorte – einen mit 200 MW und einen weiteren mit 100 MW – und all das mit nachhaltiger Wasserkraft betrieben.

Oft wird gesagt, dass Bitcoin-Mining von lokalen Communities nicht wirklich toleriert wird. Wie sieht Ihre Erfahrung dazu aus?

Beim Thema Nachhaltigkeit geht es nicht nur um Energie, sondern auch um die Unterstützung lokaler Gemeinschaften: Wir investieren gerne in die Regionen, in denen wir tätig sind. In Quebec nutzen wir die Energie aus unserer 30-MW-Bitcoin-Mine außerdem zur Beheizung einer benachbarten Industrieanlage mit einer Fläche von 200.000 Quadratmetern, in der Swimmingpools hergestellt werden. Die Winter in Quebec sind brutal, daher ist diese Energiewiederverwendung ein großartiges Beispiel für Nachhaltigkeit in Aktion.

In Paraguay umfasst unser Engagement zudem Infrastruktur und Bildung. Wir trafen den Gouverneur der Provinz Cordillera und fragten ihn, was die Gemeinde am dringendsten benötigt. Die Antwort war einfach: Elektrizität. Also verpflichteten wir uns dazu, 18 lokale Schulen an das Stromnetz anzuschließen. Vier davon haben wir bereits fertiggestellt, die restlichen werden in diesem sowie im nächsten Jahr folgen. Auf diese Weise leisten wir einen sinnvollen Beitrag in den Regionen, in denen wir tätig sind.

Und nicht zuletzt spielen wir auch eine entscheidende Rolle im Hinblick auf die Netzstabilität. In Schweden sind wir der größte Teilnehmer beim nationalen Netzausgleich. Dank unserer fortschrittlichen Software können wir die Belastung des Stromnetzes verringern und so den Bedarf an kostspieligen Notstromaggregaten minimieren. Auch in New Brunswick waren wir Vorreiter für ähnliche Initiativen.

All diese Bemühungen – erneuerbare Energie, Wiederverwendung von Energie, Investitionen in Communities und Netzintegration – sind das, was Nachhaltigkeit für HIVE bedeutet.

Derzeit befinden wir uns in einer Phase, in der die Bitcoin-Netzwerkaktivität recht gering zu sein scheint – die Mempools sind relativ leer. Wie wird sich das Ihrer Meinung nach entwickeln? Beeinflusst es Ihren Betrieb?

Es ist richtig, dass die Mempool-Aktivität im Moment gering ist, doch wir handeln aus der Sicht eines Miners: Unser Hauptaugenmerk liegt auf der Netzwerk-Hash-Rate und dem Schwierigkeitsgrad – und beide Werte sind derzeit so hoch wie nie zuvor. Dies zeigt uns, dass es immer noch eine immense Menge an Rechenleistung gibt, die das Netzwerk sichert.

Sowohl die Mempool-Größe als auch die On-Chain-Aktivität unterliegen natürlichen Schwankungen. Sie werden von einer Vielzahl unvorhersehbarer externer Faktoren beeinflusst. Man kann Trends zwar beobachten – aber niemals zuverlässig vorhersagen. Aus diesem Grund setzen wir sie operativ nicht zu sehr ein. Nun machen Transaktionsgebühren außerhalb extremer Bull Markets nur einen kleinen Teil der Mining-Einnahmen aus, meist im niedrigen einstelligen Bereich (1–3 %). Das heißt, selbst wenn der Mempool weniger Aktivität aufweist, hat dies letztendlich keine Auswirkung auf uns.

Sind Sie über die langfristigen Aussichten besorgt, falls dieser Trend anhält?

Wir sind nicht allzu besorgt, da die langfristige Akzeptanz weiter wächst. Institutionelle Investoren sind im Kommen, was zu weniger, aber größeren Transaktionen führen könnte, im Gegensatz zu den häufigen Einzelhandelsaktivitäten. So oder so, der Block-Raum wird weiterhin genutzt, er entwickelt sich nur weiter. Die Abnahme der Block-Prämien ist schlicht ein Teil des Bitcoin-Designs – wie einst im Whitepaper dargelegt. Darum legen wir Wert auf eine zentrale Rentabilitätskennzahl: den Umsatz pro Kilowattstunde. Sie spiegelt alles wider: Block-Prämie, Bitcoin-Preis, Maschinen-Effizienz und Netzwerk-Schwierigkeit. Der Markt reguliert sich selbst. Man kann sich das wie die Schichten einer Zwiebel vorstellen: Einige Miner arbeiten bei 2 Cent/kWh, andere mit 3, 4 oder 5 Cent. Jeder hat einen anderen Break-even-Wert. Jene mit höheren Kosten und älteren, weniger effizienten Maschinen werden als Erstes vom Markt verdrängt, wenn sich die Margen verringern. Im Laufe der Zeit und selbst nach dem Halving sind die Einnahmen beim Mining nie über längere Zeit unter 4 Cent pro Kilowattstunde gefallen. Bei unserer Steuerprüfung 2019 musste ich nämlich eine detaillierte Analyse dazu durchführen, als Krypto-Mining von vielen Wirtschaftsprüfern noch als neuartig angesehen wurde. Der tiefste Stand, den wir verzeichneten, lag bei etwa 3,5 Cent/kWh, und selbst dies dauerte es nur einen Tag. Heutzutage erreichen selbst ältere Systeme einen Break-even von mehr als 5 Cent/kWh. Maschinen neuerer Generation bringen es immerhin auf rund 10 Cent/kWh.

Während also nach dem Halving eine Kompression der Erträge auftritt, tendiert die allgemeine Dynamik der Bitcoin-Knappheit und der wachsenden Akzeptanz dazu, den Preis mit der Zeit nach oben zu treiben – was wiederum die langfristige Rentabilität unterstützt. Auf lange Sicht, sobald die Blockprämien endgültig auf null sinken, werden die Transaktionsgebühren wahrscheinlich der Hauptanreiz sein. Bis dahin, in etwa 100 Jahren, wird das Mining wahrscheinlich stark industrialisiert und wahrscheinlich direkt in die Energieerzeugung integriert sein. Aber das liegt noch in weiter Ferne.

Wie schätzen Sie die künftige Entwicklung der Bitcoin-Annahme ein

Ich habe vor kurzem gesehen, dass mehrere Projekte damit angefangen haben, Daten auf der Bitcoin-Blockchain zu speichern, was etwas Neues ist, oder? Im Augenblick handelt es sich hauptsächlich um Bitcoin-NFTs, aber entscheidend ist, dass man spezifische Daten auf der Bitcoin-Blockchain ablegen kann. Das erinnert mich an meinen Hintergrund in der Telekommunikation, insbesondere der drahtlosen. Mitte der 2000er Jahre hatte jeder ein Klapphandy. Man konnte telefonieren und eventuell eine SMS oder ein verpixeltes Foto versenden, aber die Kameras waren einfach furchtbar. Können Sie sich an das Motorola Razr erinnern? Zu dieser Zeit arbeitete ich in einem Labor, in dem wir die 4G-Technologie, Video- und Hochgeschwindigkeitsdaten-Streaming entwickelten. Ich weiß noch genau, wie wir Ingenieure uns fragten: „Für wen bauen wir das alles? Keines dieser Telefone braucht auch nur annähernd so viel Bandbreite!“ Wir waren uns dessen noch nicht bewusst, aber wir waren dabei, den Grundstein für die Zukunft zu legen. Dann kam das erste iPhone auf den Markt – und boom – alles war anders. Das ist genau die Art von Paradigmenwechsel, den ich jetzt bei Bitcoin beobachte. Die Infrastruktur – also die Schienen – sind bereits vorhanden. Bitcoin ist eine energiegestützte Währung, was ihm einen realen, intrinsischen Wert verleiht. Mithilfe von Lightning und anderen Layer-2-Lösungen lassen sich nun effizientere Transaktionen durchführen. Außerdem können wir Informationen direkt on-chain speichern.

Eines Tages wird jemand eine geniale Anwendung entwickeln, die all diese Elemente miteinander verbindet: Layer-2-Geschwindigkeit, Sicherheit, On-Chain-Daten – und das wird eine völlig neue Welle der Bitcoin-Annahme auslösen. Vielleicht nächstes Jahr? Oder in fünf Jahren? Schwer zu sagen. Aber es wird dazu kommen. Dessen bin ich mir sicher. Das Gleiche geschieht mit der KI. Der erste GPT kam 2018 heraus – die erste Version von ChatGPT – sie war jedoch noch nicht so clever. Die Anwendung war noch nicht sehr nützlich. Sie legte jedoch den Grundstein. In ähnlicher Weise schafft all diese Bitcoin-Infrastruktur die Rahmenbedingungen für einen viel größeren Nutzen – sowie ein größeres Transaktionsvolumen im Bitcoin-Netzwerk in den kommenden Jahren.

Als Miner legen Sie Ihren Fokus natürlich auf Bitcoin, aber wie sieht es aus Ihrer Sicht mit der aktuellen Altcoin-Landschaft aus?

Das ist eine gute Frage. Das Faszinierende an Bitcoin ist für mich, dass es keinen CEO und keine zentrale Autorität gibt. Es ist das stabilste und zugleich dezentralste Netzwerk, das es gibt. Die gesamte Rechenleistung, die es sichert, wird je nach Tag von mehr als 10 Gigawatt an verteilter Infrastruktur gestützt. Zusätzlich gibt es jetzt Layer-2 und die Möglichkeit, Daten direkt in die Bitcoin-Blockchain einzubetten. Das ist eine starke Kombination. Bezüglich Ethereum denke ich persönlich, dass der Wechsel zu Proof-of-Stake ein Fehler war. Es wurde erzählt, dass die US-Aufsichtsbehörden behaupteten, dass das Staking von Token mit dem Handeln von Wertpapieren vergleichbar sei. Fairerweise muss man sagen, dass die Ausstellung von Token, ihre Verteilung an die Menschen, und die damit erzielten Erträge, der Funktionsweise von Aktien sehr ähnlich sind. Deshalb weiß ich zu schätzen, was Michael Saylor [Gründer von Strategy] immer sagt: Bitcoin ist digitales Eigentum. Der Proof-of-Work verleiht dem Ganzen eine eigentumsähnliche Qualität. Ethereum dagegen hat eine Stiftung mit einer sichtbaren Führungsstruktur: Vitalik und eine Kerngruppe, die das Netzwerk beeinflussen kann. Wie Ethereum Classic unterlag es Forks und wurde schließlich auf Proof-of-Stake umgestellt. Dia verleiht dem Ganzen ein Element der Zentralisierung und Unvorhersehbarkeit, was es meiner Meinung nach grundsätzlich von Bitcoin unterscheidet.

Was die anderen Proof-of-Work-Coins betrifft, nun, ich finde es gut, dass es sie gibt. Litecoin ist ein gutes Beispiel. Aber wenn ich ehrlich bin: Mein Herz gehört Bitcoin. Ich werde weiterhin den Rest des Ökosystems im Blick behalten, aber meine wahre Leidenschaft ist Bitcoin. Für mich repräsentiert es solides Geld für die Zukunft.

Denken Sie, dass die Verschmelzung von Bitcoin und den anderen Währungen schädlich ist?

Was ich oft bei vielen kleineren Token sehe, ist Opportunismus. Die Leute steigen ein mit der Hoffnung auf eine „100-fache“ Rendite oder einen schnellen Gewinn nach dem Motto „Wann kommt der Lambo?“. Das ist nicht tragfähig. Wenn man mit Daytrading arbeiten will, gut, aber Bitcoin ist digitales Gold. Es ist etwas, das man 10 Jahre lang aufbewahren kann. Als ich 2016 damit begann, in Krypto zu investieren, habe ich alle möglichen Projekte getestet. Da gab es ICOs im Jahr 2017, dann NFTs, DeFi – was auch immer. Jede einzige dieser Altcoin-Aktionen hat entweder zu Geldverlusten geführt oder ging einfach auf null. Die einzigen Vermögenswerte, die ihren Wert beibehielten oder steigerten, waren Bitcoin und ein wenig Ethereum, das ich früh gekauft hatte. Rückblickend wäre ich viel besser dran, wenn ich einfach nur Bitcoin gekauft und gehalten hätte.

Wo sehen Sie sich und HIVE in den nächsten fünf Jahren?

Ich erwarte, dass HIVE auch in den kommenden fünf Jahren die zyklischen Herausforderungen der Branche meistern wird, so wie wir es in der Vergangenheit getan haben. Bereits Ende dieses Jahres werden wir 300 Megawatt in Paraguay betreiben, mit 25 Exahash weltweit – was etwa 3 % der gesamten Hash-Rate des Bitcoin-Netzwerks entspricht. Auch wenn man einen potenziellen Anstieg der Netzwerkschwierigkeit um 30 % berücksichtigt, rechnen wir immer noch mit einem Mining von mehr als 10 Bitcoin am Tag. Damit beschreibe ich in gewisser Weise schon jetzt, wo wir in den nächsten 12 Monaten stehen werden. Zudem haben wir in Paraguay freie Bahn für noch mehr Expansion. Auch in den USA haben wir immer wieder Gelegenheiten untersucht, und obwohl es schwer ist, genaue Schritte vorherzusagen, lassen wir uns von einem Grundprinzip leiten: Wenn die Gelegenheit effizient skalierbar ist und unseren Aktionären einen hohen ROIC (Return on Invested Capital) bietet, dann ergreifen wir sie auch. Es hat eine Weile gedauert, bis wir in Paraguay das passende System für grüne Energie finden konnten, aber wir haben es gefunden – und es hat sich als echter Gamechanger erwiesen. Ich erwarte in den kommenden Jahren noch mehr derartiges innovationsgetriebenes Wachstum.

In Paraguay arbeiten wir bereits mit Wasserkraft, und ich glaube, dass sich Technologien wie die Immersionskühlung und vertikal integrierte Infrastrukturen auch in Zukunft weiter durchsetzen werden. Miner, die – wie HIVE – eine beständige Betriebszeit und hervorragende Betriebsleistungen vorweisen können, werden zunehmend direkt mit Energieerzeugern zusammenarbeiten.

Glauben Sie, dass sich die Bitcoin-Mining-Industrie weiterentwickeln wird?

Stellen Sie sich zur Veranschaulichung jemanden wie Warren Buffett vor, der zwar kein Bitcoiner ist, aber ein Energieinvestor. Oder jemanden wie Li Ka-shing. Diese beiden Personen halten erhebliche Vermögenswerte im Energiebereich. Irgendwann werden sie eventuell Folgendes feststellen: „Bitcoin ist eine energiegestützte Währung und ich besitze isolierte Energie – vielleicht sollte ich sie also durch Mining zu Geld machen.“ Und genau dann werden wir einen Paradigmenwechsel erleben.

Die Branche hat sich bereits dramatisch verändert. Im Jahr 2017 wurden dreistellige Millionenbeträge aufgebracht. 2021 waren es bereits Milliarden. Selbst traditionelle Finanz-Akteure wie Investmentbanker beteiligten sich intensiv. Die Marktaktivität nahm deutlich zu. Nach und nach begannen auch die Banken, ihre Fühler auszustrecken. Ich glaube, dass das Ökosystem auch weiterhin reifen wird. Doch wie bei jeder neuen Anlageklasse werden die Regulierung und die Compliance dem Geld folgen. Es entwickeln sich steuerliche Rahmenbedingungen, wie wir in Ländern wie Kanada gesehen haben – wo Cannabis auf Bundesebene legal wurde, nachdem die Regierung einen Weg gefunden hatte, wie man es besteuern und regulieren kann. Da Krypto-Börsen immer vorschriftsmäßiger agieren, werden wir sehen, wie stärkere Marken entstehen: Plattformen, die nicht gehackt oder mit zwielichtigem Verhalten in Verbindung gebracht werden. Eine stärker regulierte und sichere Exchange-Infrastruktur wird das Vertrauen fördern, vor allem im Bereich der Fiat-Onramps.

Alles, was ich sagen kann, ist, dass die Zukunft rosig aussieht – und das ist genau der Grund, warum ich in dieser Branche tätig bin. Ich widme ihr meine ganze Karriere und habe ein großartiges Team um mich. Das ist keine Ein-Mann-Show. Unser CFO, Darcy Daubaras, ist der dienstälteste CFO in der gesamten Krypto-Mining-Branche. Frank Holmes und ich sind beide schon seit 2017 bei HIVE tätig. Das Unternehmen profitiert also von einer stabilen und erfahrenen Geschäftsführung. Wir haben Stürme durchgestanden, haben weltweit expandiert und uns weiterhin für Innovation und Nachhaltigkeit eingesetzt. Ich bin fest entschlossen, dass die nächsten fünf Jahre unsere bisher aufregendsten werden.

Geschrieben von
Jérémy Le Bescont Author Picture
Jeremy Le Bescont
Veröffentlicht am19 Juni 2025

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